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News: Die anderen sind immer schneller

Der Verkehr quält sich mal wieder langsam dahin, und natürlich geht es immer auf der anderen Spur schneller voran. 'Wieso ist das eigentlich so?' fragen sich Millionen Autofahrer und bekommen nun die wissenschaftlich fundierte Antwort: 'Das ist in Wirklichkeit gar nicht so!' Eine Reihe von Verhaltensmustern und psychologischen Fallstricken lassen uns nur glauben, die anderen kämen schneller voran als wir. Es hat also keinen Zweck, von Spur zu Spur zu hüpfen. Statt schneller am Ziel zu sein, steigt nur das Unfallrisiko.
Den Effekt kennt fast jeder selbst von der Autobahn. In Computermodellen und mit Videoaufzeichnungen konnte er problemlos bestätigt werden: Irgendwie hat man immer das Gefühl, der Verkehr kommt auf der anderen Spur schneller voran.

Eine Illusion, meint Don Redelmeier von der University of Toronto in Nature vom 2. September 1999. "Die Fahrzeugschlange wird auseinandergezogen, wenn es schneller geht, und zusammengedrückt, wenn sie langsam ist... Die Illusion ist noch schlimmer, wenn die Straßen verstopft sind oder die Leute zu dicht auffahren." Selbst wenn die Autos der Nebenspur deutlich langsamer sind, kommen sie uns doch flinker vor.

Auch psychologische Faktoren spielen eine Rolle, meint Redelmeier. Autofahrer richten ihre Konzentration im wesentlichen nach vorne. Daher vergessen sie überholte Fahrzeuge sehr schnell. Autos, die an ihnen vorbeigezogen sind, bleiben hingegen im Blickfeld und im Bewußtsein. Besonders wenn es hektisch zugeht, werden die nervösen Vergleiche mit der Nebenspur häufiger.

Dem Forscher zufolge nützt es also gar nichts, ständig die Spur zu wechseln. Dabei werden nur beide Verkehrsflüsse gestört, eine ganze Reihe von Fahrzeugen bewegt sich im toten Winkel des Autos, und als Folge steigt die Unfallgefahr. Und hat es erst gekracht, sind die übrigen Wagen wirklich schneller.

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