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News: Doch kein Wasser auf dem Mond?

Am 31. Juli 1999 beendete die NASA nach 18 Monaten ihre Weltraummission Lunar Prospector und ließ die gleichnamige Raumsonde in einen Krater nahe des Mondsüdpols stürzen. Doch was als grandioser Schlußpunkt geplant war, endete in einer Enttäuschung. Anstatt der erwarteten Wolke, die nicht nur Mondstaub und Einschlagstrümmer hochwirbeln sollte, sondern vor allem auch Wasserdampf, sahen die Astronomen - gar nichts. Aber die Experten der NASA geben die Hoffnung noch nicht auf.
Hunderte von Amateur- und Profiastronomen hielten am 31. Juli 1999 ihre Teleskope bereit, um die Ereignisse zu verfolgen, wenn die Raumsonde Lunar Prospector in einen ständig im Schatten liegenden Mondkrater nahe am Südpol des Erdtrabanten stürzte. Die Wissenschaftler hofften, daß der Zusammenstoß mindestens 18 Kilogramm Wasserdampf zusammen mit einer Wolke aus staubigen Einschlagstrümmern hochwirbeln würde. Das hätte ein für allemal bestätigt, daß es Wasser auf dem Mond gibt. Aber die erhoffte sichtbare Staub- und Dampfwolke blieb aus.

Doch David Goldstein und sein Forscherteam von der University of Texas, die den Absturz vorgeschlagen hatten, geben nicht auf (Animation des Lunar Prospector-Absturzes, 2MB MPG-Format). Denn ungeachtet des allgemeinen Interesses an einem Materieauswurf nach dem Prospector-Absturz, ist für die erfolgreiche Suche nach Wasser eine sichtbare Wolke aus Mondstaub und Raumschiffteilen nicht wirklich ausschlaggebend. Die leistungsfähigsten Observatorien suchten stattdessen nach einem fast durchsichtigen Nebelschleier aus Wasserdampf und durch photochemische Zersetzung entstandenen Hydroxyl-Radikalen (OH), der stundenlang über dem Rand des Mondes geschwebt haben könnte. Dieser Nebel hätte weder mit dem bloßen Auge noch mit einem Teleskop gesehen werden können, sondern nur mit empfindlichen Spektrometern, welche die ultravioletten und infraroten Spektrallinien auffangen, die diese Moleküle aussenden.

"Es gab keinen deutlichen Hinweis auf Wasser, den hätten wir ansonsten leicht gesehen", sagt David Goldstein. "Doch wir haben gar kein großartiges Signal erwartet. Bestenfalls hätte es schwache Spektrallinien von den Hydroxyl-Radikalen oder vom Wasser gegeben. Bis jetzt steht aber nicht fest, daß wirklich keinerlei Wassereis beobachtet wurde – es könnte noch irgendwo in den Daten versteckt sein. Wir untersuchen noch Spektren, die das Hubble Teleskope, das Mc Donald Observatorium und Keck I aufgezeichnet haben."

So seltsam es klingt, aber das Ausbleiben einer großen Dunstwolke könnte sogar eine gute Nachricht sein. "Da wir keine Staubwolke gesehen haben, sind wir vielleicht direkt in der Vertiefung gelandet", sagt Goldstein. "Denn hätten wir eine Wolke gesehen, hätte das auch bedeuten können, daß die Raumsonde den nahen oder fernen Rand des Kraters getroffen hat." Zwar waren die durch Radar gewonnen topographischen Daten für die Absturzstelle sehr präzise, doch mit Unwägbarkeiten wie möglichen Hindernissen am Krater, die vom Radar nicht erfaßt wurden, muß man rechnen. Aber die Forscher am Ames Research Center der NASA sind zuversichtlich, daß Lunar Prospector das angepeilte Ziel genau getroffen hat.

Doch selbst wenn in den Daten vom Einschlag der kleinen Raumsonde keine Hinweise auf Wasser gefunden werden, heißt das nicht, daß es auf dem Mond tatsächlich keines gibt. Denn Mondwasser, das in Mineralien eingeschlossen ist, wäre sehr schwierig zu extrahieren. Der Einschlag der Raumsonde hätte zwar genug Energie gehabt, um Wassereis zu verdampfen und eine erkennbare Dunstwolke in den Himmel zu schicken, aber nicht, um Wasser aus Mineralien zu lösen. Außerdem könnte es sein, daß nur an bestimmten Stellen im Krater Eis vorkommt und die Raumsonde einfach an einem trockenen Fleck eingeschlagen ist.

Doch ob nun mit Mondwasser oder ohne, die Wissenschaftler sind sich einig, daß Lunar Prospector nach 18-monatiger Mission im Orbit alle Erwartungen übertroffen hat. So konnten mit den Daten, welche die Raumsonde während ihrer 6800 Mondumrundungen gesammelt hat, zum Beispiel erstmals genau die Gravitationszonen der gesamten Mondoberfläche kartiert und das Vorkommen von lokalen Magnetfeldern bestätigt werden.

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