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News: Pilze sind schuld am Dauerschnupfen

Amerikanischen Wissenschaftlern ist es vermutlich gelungen, eine Ursache der meisten chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen zu identifizieren. Die weitverbreitete Erkrankung kann anscheinend durch eine Pilzinfektion ausgelöst werden, die sich in der Nase ausbreitet und so eine Reaktion des Immunsystems hervorruft. Mit Hilfe dieser Ergebnisse hoffen die Forscher, bald Medikamente entwickeln zu können, mit denen nicht nur eine Bekämpfung der Symptome stattfindet, wie bisher meist üblich.
Etwa 37 Millionen Menschen leiden allein in den USA an chronischer Sinusitis, einer Infektion der Nebenhöhlen, bei der die Nasenschleimhäute und die Stirnhöhle permanent entzündet sind. Akute Nebenhöhlenentzündungen beruhen überwiegend auf bakteriellen Infektionen und heilen meist spätestens nach einem Monat aus. Chronische Erkrankungen dauern dagegen drei Monate oder länger an. Die üblichen Symptome sind eine ständig laufende, zugeschwollene Nase, der Verlust des Geruchssinns und Kopfschmerzen. Die chronische Entzündung kann zur Bildung von Polypen führen, kleinen Schleimhautausstülpungen im Nasenraum, die am Atmen hindern.

"Bisher war der Auslöser für chronische Sinusitis unbekannt", sagen David Sherris, Eugene Kern und Jens Ponikau vom Department of Otorhinolargygology (ENT) an der Mayo Clinic in Rochester. "Man nahm an, daß eine Allergie gegen Pilze an weniger als zehn Prozent der Krankheitsfälle beteiligt war. Unsere Studien jedoch weisen darauf hin, daß tatsächlich Pilze die Ursache fast aller Probleme sein könnten, und es handelt sich bei chronischer Sinusitis nicht um eine allergische, sondern um eine Reaktion des Immunsystems."

Das Forscherteam testete den Nasenschleim von 210 Patienten mit chronischer Sinusitis und fand in 96 Prozent der Proben Pilze. Insgesamt konnten sie 40 verschiedene Arten identifizieren – durchschnittlich 2,7 bei jeder Versuchsperson. Aus der Testgruppe hatten sich 101 Personen die Polypen operativ entfernen lassen. Bei 96 Prozent von ihnen fanden sich im Nasengewebe und im Schleim eosinophile Granulozyten – ein Typ von weißen Blutkörperchen, der eine Immunreaktion des Körpers anzeigt (Mayo Clinic Proceedings vom September 1999). Anhand dieses Ergebnisses kann man den Krankheitsverlauf nachvollziehen: Bei empfindlichen Personen sendet das Immunsystem diese weißen Blutkörperchen zum Kampf gegen die Pilze aus, die sich in der Nase ausgebreitet haben. Dabei reizen die Blutkörperchen die Schleimhäute in der Nase, die sich daraufhin entzünden. Solange die Pilze vorhanden sind, bleibt auch die Reizung.

Die Forscher hoffen nun, aufgrund ihrer Studie endlich die Ursache der Sinusitis und nicht nur die Symptome bekämpfen zu können. Bisher was das einzige, was den geplagten Patienten übrig blieb, die Behandlung ihres chronischen Schnupfens mit Antibiotika und Medikamenten gegen die zugeschwollene Nase. In den meisten Fällen aber helfen Antibiotika bei der chronischen Form nicht, da sie auf Bakterien abzielen, nicht auf Pilze. Es kam also meist nur zu einer Symptombehandlung.

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