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News: Gelegenheit macht Liebe

Öfter mal was Neues, denn was wäre das Leben ohne Abwechslung? Es gibt nicht nur Menschen, die nach dieser Devise leben - auch Guppies, die bunten Aquarienfische, halten nichts von Eintönigkeit. Englische und amerikanische Forscher haben herausgefunden, daß sowohl männliche als auch weibliche Guppies sich gerne mit neuen Partnern einlassen, sobald sie die Gelegenheit dazu haben. Und damit sie sich nicht vergreifen, sind die Tiere sogar in der Lage, ihre Verflossenen zu identifizieren und einen Bogen um sie herum zu machen.
Die meisten Biologen nehmen an, daß es sich für männliche Tiere auf jeden Fall lohnt, besonders viele Partnerinnen zu beglücken. Da sie einen großen Vorrat an Spermien besitzen, erhöht jede neue Sexualpartnerin die Chance eines Männchens, Nachkommen zu produzieren. Jennifer Kelley und ihre Kollegen von der University of St. Andrews in Großbritannien überprüften diese Annahme an Fischen. Sie wollten herausfinden, ob Guppies (Poecilia reticulata) aktiv versuchen, die Anzahl ihrer Partnerinnen zu erhöhen. Dazu sammelten sie Fischschwärme aus drei Flüssen in Trinidad. Einer dieser Flüsse hatte einen so niedrigen Wasserstand, daß die Tiere in großen, natürlichen Pools gefangen waren. Außerdem verwendeten sie für ihr Experiment Fische, die seit sechs Wochen in einem Aquarium gelebt hatten. Die Forscher setzten Männchen aus jeder Gruppe in ein Becken mit entweder Weibchen aus ihrer eigenen Umgebung oder Fremden und beobachteten das Balzverhalten in jedem Becken zehn Minuten lang.

Und tatsächlich: Männchen, die ihre Mitbewohnerinnen schon aus dem Labor-Aquarium oder den natürlichen Flußbecken kannten, zeigten eine auffällige Vorliebe für die neu hinzugekommenen Artgenossinnen. Die Männchen aus den Fließgewässern hingegen umwarben die unbekannten Damen fast mit der gleichen Begeisterung wie diejenigen Weibchen, die aus demselben Fluß stammten. Das Experiment zeigt, daß männliche Guppies nicht nur die Abwechslung lieben, sondern offenbar auch die Weibchen unterscheiden können – obwohl sie, zumindest für menschliche Betrachter, alle gleich aussehen. Kelley vermutet, daß die paarungswilligen Männchen entweder ganz feine Unterschiede wahrnehmen oder die Partnerinnen anhand von chemischen Hinweisen erkennen (Nature vom 14. Oktober 1999).

In einer weiteren Studie konnte Kimberly Hughes von der Arizona State University West in Phoenix, USA, zeigen, daß sich nicht nur die Guppy-Männchen öfter mal was Neues suchen, sondern auch die Damen für Abwechslung schwärmen. Denn weibliche Fische paaren sich ebenfalls lieber mit unbekannten Männchen. Allerdings ist dieses Ergebnis etwas schwieriger zu erklären, denn beim Weibchen kann nur eine begrenzte Anzahl von Eiern befruchtet werden, und dazu genügt schon ein Männchen. Die Wissenschaftlerin vermutet, daß es sich dabei um "einen Mechanismus handelt, mit dem eine möglichst große genetische Vielfalt erzielt werden soll." Denn auch das ist langfristig für die ganze Art von Vorteil (Animal Behaviour vom Oktober 1999).

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