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News: Epilepsie durch Videospiele

Wie schlecht Fernsehen für die Gesundheit wirklich sein kann, zeigte sich 1997 in Japan, als ein Comicvideo bei etwa 700 Kindern epileptische Anfälle auslöste. Nun haben Wissenschaftler entdeckt, auf welche Art von visuellen Mustern Kinder mit photosensitiver Epilepsie am stärksten ansprechen. Die Ergebnisse könnten zur Entwicklung von sichereren Videospielen und Fernsehgrafiken beitragen.
Unter der häufigsten Form von Epilepsie – der photosensitiven Epilepsie (PSE) – leiden etwa 0,8 Prozent aller Kinder im Alter zwischen 4 und 14 Jahren. Die Anzahl an diagnostizierten Fällen ist in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund der wachsenden Beliebtheit von grellen und schnellen Videospielen, die derartige Anfälle hervorrufen können, stark angestiegen. Bei den meisten Jugendlichen verschwindet die PSE in den späten Teenagerjahren wieder. Obwohl das Leiden schon vor Jahren erkannt wurde, war bisher nicht klar, welche Art von Muster am gefährlichsten ist und warum.

Der Neurophysiologe Vittorio Porciatti vom ialienischen Research Council's Institute of Neurophysiology und sein Team wollten der Sache auf den Grund gehen. Sie ließen elf jugendliche PSE-Patienten und dreizehn Kontrollpersonen einen Bildschirm mit sich bewegenden schwarzen und weißen Balken betrachten. Währenddessen zeichneten die Forscher die Gehirnaktivität mit Hilfe von an der Kopfhaut ansitzenden Elektroden auf. Zuerst variierten die Wissenschaftler die Geschwindigkeit, mit der die Balken über den Bildschirm liefen und ermittelten dadurch die Frequenz, die bei allen Versuchspersonen die stärkste Reaktion hervorrief. Dann veränderten sie den Kontrast zwischen den Balken, von Grauschattierungen bis hin zu den Extremen Schwarz und Weiß. Als die Forscher den Kontrast steigerten, stieg die Gehirnaktivität bis zu einem gewissen Punkt stetig an,ab dem sie dann konstant blieb. In Jugendlichen, die an PSE leiden, verstärkte sich das Gehirnsignal jedoch immer mehr, bis die Aktivität nahezu doppelt so hoch war wie in der Kontrollgruppe (Nature Neuroscience vom März 2000).

Die Studie, sagt der Neurophysiologe Colin Binnie vom King's College London, "weist zum ersten Mal eine physiologische Anomalie bei PSE-Patienten nach". Außerdem, ergänzt die Epilepsie-Expertin Dorotheé Kasteleijn-Nolst Trenité vom Dutch National Epilepsy Center in Heemstede, "lässt sie uns die zu Grunde liegenden Mechanismen der Krankheit – nicht nur von PSE, sondern von Epilepsie im Allgemeinen – erahnen". Bis die Hersteller von Videospielen die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse bei der Herstellung ihrer Produkte berücksichtigen, rät Porciatti den Kindern, den Kontrast an ihren Monitoren möglichst niedrig einzustellen.

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