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News: Neue Gesellschaft für Dolly

Schon seit Jahren setzten Mediziner auch auf Tierorgane, wenn beispielsweise ein Menschenherz seine Funktion nicht mehr erfüllen kann und geeignete Spender nicht zur Verfügung stehen. Allerdings werden diese so genannten Xenotransplantate oft vom Empfänger abgestoßen. Die gelungene Klonierung von Schweinen verspricht jetzt erhebliche Fortschritte auf dem Weg zu besser verträglichen Ersatzorganen aus Tieren.
Drei Jahre nach dem Klonschaf Dolly klonten dessen Schöpfer vom schottischen Roslin Institute jetzt auch erstmals Schweine aus Zellen einer erwachsenen Sau. Am 5. März, 2000 erblickten die fünf weiblichen Ferkel Millie, Christa, Alexis, Carrel und Dotcom in der US-amerikanischen Abteilung der Roslin-Tochterfirma PPL Therapeutics in Blacksburg, Virginia, das Licht der Welt. Damit gelang den schottischen Forschern nach Dolly ein weiterer wissenschaftlicher Coup auf dem Gebiet der Gentechnik: Die Ferkel sollen den Weg ebnen, so ist zumindest PPL-Therapeutics- Geschäftsführer Ron James überzeugt, um Organe von Schweinen in großer Zahl und unbedenklich auf Menschen übertragen zu können.

Der besondere Vorteil von Schweinen liegt in ihrer großen biologischen Nähe zum Menschen, die Transplantationen überhaupt erst ermöglicht. Zusätzliche Veränderungen am Erbgut der Tiere sollen zukünftig die heute noch häufig auftretenden, akuten Abstoßungsreaktionen des menschlichen Körpers auf die Transplantate weiter verringern oder gar gänzlich ausschließen. Ziel der Forschung ist daher, ein so genanntes "Knockout-Schwein" zu produzieren, bei dem ein oder mehrere spezifische Gene inaktiviert werden, damit das Organ vom Menschen besser aufgenommen wird, erläutert Ron James: "Dies gelingt allerdings nur dann erfolgreich, wenn einzelne Zellen entsprechend modifiziert werden und anschließend daraus Tiere geklont werden." Mit klinischen Tests zur tatsächlichen Verträglichkeit der transgenen Organe könne allerdings frühestens in vier Jahren gerechnet werden.

"Das Experiment belegt zunächst, dass auch Schweine erfolgreich geklont werden können", resümiert Heiner Niemann, Leiter des Forschungsbereiches Biotechnologie am Institut für Tierzucht und Tierverhalten von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Mariensee. Welchem Gewebe die Zellkerne entstammten, die diesmal zum Klonen verwendet wurden, sei noch streng gehütetes Geheimnis der Roslin-Wissenschaftler. Bei Dolly hatten die Forscher dazu erwachsene Euterzellen genutzt. "Möglicherweise handelt es sich um embryonale Bindegewebs-Vorläuferzellen, die weltweit in Labors auf diesen Zweck untersucht werden." Unklar sei, so Niemann, ob die fünf Ferkel auch bereits genetisch verändert worden seien, denn das genetische Kopieren allein stelle noch keinen Durchbruch zur Xenotransplantation dar.

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