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News: Neue Lehrmeister für das Immunsystem

Unser Immunsystem ist in ständiger Alarmbereitschaft. Damit Killerzellen wissen, wer der Angreifer ist, werden sie von speziellen Zellen 'geschult', die ihnen einige der körperfremden Oberflächenproteine präsentieren. Mediziner versuchen, diese Eigenschaft auch in der Krebstherapie einzusetzen, aber sie stoßen dabei auf zahlreiche Hindernisse. Vielleicht bieten veränderte Zellen, die als neue 'Lehrmeister' auftreten, einen Ausweg.
Wenn ein Hund eine Spur aufnehmen soll, muss er den Geruch kennen. Ganz ähnlich verhält sich auch das Immunsystem: Bevor Killerzellen fremde Eindringlinge ausfindig und unschädlich machen können, müssen sie lernen, wonach sie zu suchen haben. Ihre 'Lehrmeister' sind bestimmte Zellen, die den weißen Blutkörperchen oder T-Zellen auf ihrer Oberfläche Antigene der Angreifer präsentieren.

Im Prinzip können T-Zellen auch Antigene von Krebszellen aufspüren. Wissenschaftler versuchen daher, die Abwehrzellen so zu steuern, dass sie Tumoren angreifen. Dafür entnehmen sie dem Blut des Patienten die Antigen-präsentierenden dendritischen Zellen und statten sie mit den Tumor-Antigenen aus. In einem Reagenzglas sensibilisieren sie damit T-Zellen, die sie anschließend dem Erkrankten injizieren. Dendritische Zellen sind aber nur sehr schwer zu isolieren, sie sterben schnell ab und sie müssen von dem Betroffenen selbst stammen.

Um diese Schwierigkeiten zu umgehen, entwickelten Michel Sadelan und Jean-Baptiste Latouche vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York modifizierte Zellen, um die T-Zellen zu ködern. Sie brachten in Mauszellen Gene ein, die für Antigene zum einen des Influenzavirus und zum anderen von Melanomzellen codieren. Als die Forscher im Labor T-Zellen mit diesen künstlichen 'Lehrmeistern' konfrontierten, wurden die Lymphozyten so geprägt, dass sie anschließend Zellen mit Antigenen von Influenzaviren oder Melanomzellen abtöteten (Nature Biotechnology vom April 2000).

Paul Robbins von der University of Pittsburgh zeigt sich überrascht, dass Mauszellen, die nur ein paar zusätzliche Gene enthielten, zumindest in Laborversuchen T-Zellen genauso sensibilisieren können wie dendritische Zellen. Mit diesen neuen 'Lehrmeistern' sollten Forscher nun in der Lage sein, sehr viel schneller spezialisierte T-Zellen herzustellen als bisher, meint er: "Es ist die Erleichterung der Manipulation, die einen großen Fortschritt darstellt."

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