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News: Die gute Seite des Tabaks

Rauchen kann zu Lungenkrebs und damit zum Tode führen. Daher ist es gerechtfertigt, vor den Gefahren des Nikotinmissbrauchs zu warnen. Umso mehr überrascht es, dass in Tabak eine Substanz enthalten ist, die vor der Parkinson-Krankheit schützen könnte. Ein bestimmter Inhaltsstoff sorgt anscheinend dafür, dass die Menge an dem Neurotransmitter Dopamin im Gehirn gleich bleibt.
Die Parkinson-Krankheit oder Schüttellähmung ist eine neurologische Störung. Bei Erkrankten verlangsamen sich die Bewegungen, sie gehen gebeugt und leiden an Muskelstarre. Ursache ist ein Rückgang des Neurotransmitters Dopamin, weil die produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra des Gehirns absterben. Für den Abbau des Dopamins ist ein Enzym verantwortlich: die so genannte Monoaminooxidase (MAO). Um Parkinson-Patienten zu behandeln, haben Mediziner deshalb lange Zeit Hemmstoffe eingesetzt, die MAO inaktivieren. Bereits 1996 haben Forscher vom Brookhaven National Laboratory in New York herausgefunden, dass Raucher mehr als 40 Prozent weniger von dem Enzym in ihrem Gehirn haben als Nichtraucher. Die Chemiker Kay und Neal Castagnoli vom Virginia Polytechnic Institute and State University in Blacksburg haben nun einen Inhibitor für MAO in Tabakblättern identifiziert.

Die Wissenschaftler zerkleinerten die Blätter zunächst, isolierten die Inhaltsstoffe und untersuchten, welcher davon das Enzym am wirkungsvollsten hemmt. Die Versuchsreihe führte zu der Substanz mit dem "einprägsamen" Namen 2,3,6-trimethyl-1,4-Naphthoquinon. Anschliessend überprüften die Forscher, wie gut das Naphthoquinon vor Dopaminverlust schützen kann: Sie behandelten Mäuse mit dem Neurotoxin MPTP (1,2,3,6-tetrahydro-1-methyl-4-Phenylpyridin), das im Gehirn die Dopamin bildenden Neuronen abtötet. Die Tiere entwickelten daraufhin Parkinson-ähnliche Symptome. Ohne Naphthoquinon fiel das Dopaminniveau um 60 Prozent unter den Normalwert. Wenn die Chemiker den Versuchstieren aber zuvor den Wirkstoff verabreichten, sank die Neurotransmitter-Menge nur um 40 Prozent ab. Das legt nahe, dass Naphthoquinon ein recht guter Hemmstoff für MAO ist. "Kein Wundermittel, aber ein guter Inhibitor", sagt Castagnoli.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse sind sich die Wissenschaftler um Castagnoli nicht sicher, inwieweit Naphthoquinon das Dopamin der Raucher tatsächlich schützen kann. Für Janet Fowler aus dem Institut in Brookhaven ist die Arbeit auf alle Fälle faszinierend: "Es ist wirklich interessant, solche Substanzen zu finden." Und da Naphthoquinon "den bekannten Inhibitoren nicht gleicht, stehen die Chancen gut, dass Mediziner neue Medikamente entwickeln werden", sagt sie.

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