Direkt zum Inhalt

News: Grönland schmilzt am Rand dahin

Wenn Eisberge und Gletscher beginnen, schneller zu schmelzen, klingeln bei Klimaforschern die Alarmglocken. Denn schließlich könnte das ein Hinweis auf eine schleichende Temperaturveränderung im Rahmen des Klimawandels sein. Wie sehr detaillierte Messungen ergeben haben, werden auch die Ränder des grönländischen Eisschildes zur Zeit rasend schnell dünner. Anscheinend ist dafür aber nicht nur die Klimaerwärmung verantwortlich.
Wird das Klima nun wärmer oder steuern wir auf eine neue Eiszeit zu? Simulationen und Argumente gibt es viele, eine endgültige Antwort dagegen nicht. Sollten die Temperaturen langfristig aber wirklich ansteigen, fürchten Forscher durch abschmelzende Gletscher und Eisschilde Land unter für viele Küstenregionen und Inselreiche. Darum überwachen Wissenschaftler mit Satelliten sorgfältigst die eisigen Regionen, um schon die geringsten Anzeichen wahrzunehmen.

Auch auf Grönland richten die Messinstrumente im All ihre scharfen Augen. 85 Prozent der Landoberfläche dort sind von Eis bedeckt, das an manchen Stellen bis zu drei Kilometern dick ist. Und da die südliche Spitze fast bis in die Zone der gemäßigten Breiten hinein ragt, ist es nach Ansicht von Forschern besonders geeignet, um Klimaveränderungen zumindest auf der Nordhalbkugel anzuzeigen.

Jetzt schmelzen diese südlichen Ränder offenbar mit rasender Geschwindigkeit dahin. Denn wie Bill Krabill und seine Kollegen vom NASA Goddard Space Flight Center mitteilen, wird die Eisdecke dort an manchen Stellen um bis zu 90 Zentimeter pro Jahr dünner (Science vom 21. Juli 2000). In einer mehrjährigen, umfassenden Untersuchung haben die Forscher weite Teile der eisbedeckten Insel unter die Lupe genommen und die Veränderungen der Eisdecke gemessen. "Eine konservative Schätzung auf Grundlage unserer Daten zeigt einen Nettoverlust des gesamten Schildes von 51 Kubikkilometern Eis pro Jahr an", erklärt Krabill. "Das reicht, um den globalen Meeresspiegel um etwa 0,13 Millimeter pro Jahr anzuheben, was etwa sieben Prozent des beobachteten Anstiegs entspricht."

Höhere Temperaturen allein reichen nach Ansicht der Forscher aber nicht aus, um den Eisrückgang zu erklären. Denn im Inneren des Landes wird die Eisdecke sogar geringfügig dicker. "Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die Ränder des Eisschildes in einem Umwandlungsprozess stecken", erläutert Krabill. "Anscheinend fließt Eis durch Gletscher schneller ins Meer."

Warum genau die Ränder zur Zeit so schnell abschmelzen, muss den Autoren zufolge daher noch gründlich untersucht werden. "Es könnte darauf hinweisen, dass die küstennahen Ränder von Eisschilden sehr viel schneller auf externe Veränderungen, wie beispielsweise eine Klimaerwärmung, reagieren können, als wir bisher angenommen haben."

Siehe auch

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.