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News: LINEAR ist wieder da

Unverhofft kommt oft: Nachdem der Komet LINEAR schon verschwunden zu sein schien, hat das Weltraumteleskop Hubble ihn doch noch einmal aufgespürt. Die Aufnahmen zeigen eine ganze Armada kleiner 'Mini-Kometen', in die der Himmelskörper nach seiner Explosion zerfallen ist. Sehr zur Freude der Astronomen, denn sie hoffen jetzt, aus dem Zerfall auf die Entstehung des Kometen rückschließen zu können.
Am 27. Juli 2000 hatten Astronomen LINEAR mit erdgebundenen Teleskopen völlig aus dem Blick verloren. Nach seinem Flug um die Sonne war er scheinbar verschwunden. Zu ihrer großen Überraschung hat jetzt das Weltraumteleskop Hubble den Kometen wieder ausfindig gemacht.

Astronomen wussten schon länger, dass Kometen auseinander brechen können. Doch zum ersten Mal haben sie nun Nahaufnahmen davon, wie ein Kometenkern durch die Sonnenhitze zerplatzt. Der Grund liegt im Aufbau der Objekte: Kometen sollen aus Anhäufungen von Eis und Staub bestehen, die gravitativ gebunden sind. Kommen die Himmelskörper in die Nähe der Sonne, sublimiert das Eis, so dass das Gas explosionsartig ausströmt. Der Strahlungsdruck der Sonne bläst die Trümmer in einem Sturm davon. Nach Schätzungen von Astronomen sind etwa 20 bis 30 Prozent aller Kometen so brüchig, dass sie völlig zerbersten, wenn sie in die Nähe der Sonne geraten.

Bei den nun beobachteten Überresten könnte es sich um die grundlegenden Bausteine der Kometen, so genannte Kometesimale, handeln. Gängigen Theorien zufolge sollten sie einige Hundert Meter Durchmesser haben und sich während der Frühphase des Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren aus Mikrometer großen Staubkörnchen gebildet haben. Aus dem Zerfall von LINEAR wollen Astronomen darauf Rückschlüsse ziehen, wie er einst aus den Kometesimalen entstanden ist.

Mindestens ein halbes Dutzend Bruchstücke sind auf den Bildern zu erkennen. Sie sehen selbst aus wie Miniaturausgaben von Kometen mit Schweifen und ähneln ein wenig dem Schauer glühender Feuerbälle nach einem Feuerwerk. Die Überreste bilden die Spitze eines ausgedehnten Strahls aus Staub, während ein einzelner hellerer Teil das Elter der kleineren Fragmente sein könnte. Diese Aufnahmen sind die ersten, die bis ins Detail die einzelnen Trümmer eines zerbrochenen Kometen zeigen.

"Das ist erstaunlich, sehr aufregend, sehr schön", freut sich Hal Weaver von der John Hopkins University in Baltimore über die Entdeckung. Sein Kollege Carey Lisse vom Space Science Institute in Baltimore ist etwas weniger euphorisch: "Eigentlich wäre ich erstaunter, wenn Hubble keine Bruchstücke aufgenommen hätte." Denn der Zerfall sei zu heftig gewesen, als dass der Komet innerhalb von nur zwei Wochen völlig hätte verdampfen können.

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