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News: Verlockende Neuigkeiten

Mäuse, Nachtfalter und noch viele andere Tiere verständigen sich nicht nur über Laute oder Gerüche, sondern auch über Pheromone - geruchlose Substanzen, die sie mit einem speziellen Organ wahrnehmen. Haben auch wir Menschen diesen sechsten Sinn? Bisher gibt es dafür nur wenige Hinweise. Aber vielleicht bringt die Wissenschaftler ein menschliches Gen weiter, das entsprechenden Genen in Mäusen sehr ähnlich ist und dort für Rezeptoren codiert, welche die chemischen Botschaften aufnehmen.
Warum können Sie Ihren neuen Kollegen so gut "riechen", obwohl Sie sein Rasierwasser ganz abscheulich finden? Vielleicht sind seine Pheromone dafür verantwortlich. Aus der Tierwelt sind diese Lockstoffe schon lange bekannt, doch haben Wissenschaftler lange gerätselt, ob auch wir die geruchlosen Botenstoffe abgeben und empfangen können.

1998 erreichten Martha McClintock und Kathleen Stern einen Durchbruch in der Diskussion. Sie konnten experimentell die Menstruationszyklen verschiedener Frauen aufeinander abstimmen, indem sie deren Körperausdünstungen mit Wattebäuschen auffingen und auf andere Versuchsteilnehmerinnen übertrugen. Noch im selben Jahr berichteten Wissenschaftler der Charité in Berlin, dass sie womöglich das Organ für den 6. Sinn aufgespürt hätten – einen Schleimhautschlauch im Nasenraum, dessen komplizierter Aufbau besondere Aufgaben vermuten ließ. Denn das eigentliche vomeronasale Organ, das bei Mäusen die Rezeptoren für Pheromone beherbergt, ist beim Menschen nur in Föten und Neugeborenen gut entwickelt. Bei Erwachsenen ist die Struktur zwar noch vorhanden, anscheinend aber nicht mehr funktionstüchtig: Es fehlen die Nervenzellen, an denen die Rezeptoren für die aufgenommenen Pheromone sitzen würden.

Peter Mombaerts und seine Mitarbeiter an der Rockefeller University und der Yale University haben sich der Frage nun von der genetischen Seite genähert. Dabei entdeckten sie ein Gen, dessen Sequenz zu etwa 28 Prozent mit Genen übereinstimmt, die bei Mäusen die Bauanleitung für die Pheromon-Rezeptoren enthalten. Außerdem ist es genau an den Stellen aktiv, an denen beim Menschen die entsprechenden Rezeptoren sitzen müssten: in der Nasenschleimhaut und in kleinen Mengen in der Lunge und dem Gehirn. In Anlehnung an das bei Nagetieren auftretende V1r-Gen für vomeronasale Rezeptoren tauften die Forscher das Gen auf V1RL1 – für V1R-like gene 1 (Nature Genetics vom September 2000).

Doch die Wissenschaftler fanden noch mehr. Zusätzlich zu V1RL1 entdeckten sie sieben so genannte Pseudogene – DNA-Sequenzen, deren Instruktionen wegen einer Mutation nicht in ein funktionierendes Protein umgesetzt werden. Warum sich die Gene im Laufe der Evolution erhalten haben, ist noch ein Rätsel. Sie könnten aber zum Beispiel darauf hinweisen, dass unsere frühen Vorfahren Pheromone womöglich viel besser nutzen konnten als wir heute.

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