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News: Hilfestellung bei der Alzheimerschen Krankheit

Die Alzheimersche Krankheit ist gekennzeichnet durch Ablagerungen in Gehirnzellen, die letztlich zum fortschreitenden Leistungsverlust der Menschen führen. Während die vermutlich wichtigsten Faktoren seit längerem bekannt sind, waren weitere beteiligte Proteine bisher nicht identifiziert. Nun hat eine internationale Arbeitsgruppe ein Molekül isoliert, das an der Bildung der Ablagerungen mitwirkt. Die Wissenschaftler wollen seine Funktion genauer untersuchen, um neue Wirkstoffe gegen die Krankheit entwickeln zu können.
Vergesslich, unselbstständig, orientierungslos – die Alzheimersche Demenz erfasst die ganze Persönlichkeit eines Menschen. Der neurologische Verfall geht wahrscheinlich auf bestimmte Ablagerungen im Gehirn der Betroffenen zurück. So genannte Amyloid Plaques entstehen letztlich, wenn Enzyme das beta-Amyloid-Vorläuer-Protein (APP) spalten. Molekulare Scheren, die Präseniline 1 und 2, schneiden Teile des APP ab. Doch dafür benötigen sie Helfer, die bisher noch unbekannt waren.

Um das Rätsel zu klären, hat das Team um Gang Yu von der University of Toronto nach Molekülen gesucht, die mit den Präsenilinen einen Komplex bilden. Dabei entdeckten Yu und seine Kollegen ein neues Protein: Nicastrin (Nature vom 7. September 2000). Es verdankt seinen Namen der italienischen Stadt Nicastro, aus der eine große Familie mit mehreren Fällen von Alzheimerscher Demenz stammt. Erste Versuchsergebnisse erhärteten den Verdacht, dass Nicastrin die Präseniline unterstützt. Es bindet an bestimmte Formen des APP und beeinflusst die Bildung des Amyloid beta-Peptids aus seinem Vorläufer. Als die Wissenschaftler Defekte im Nicastrin genauer analysierten, fanden sie sogar einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Protein und den Ablagerungen: Wenn Zellen veränderte Formen von Nicastrin enthalten, bilden sie mehr Amyloid beta-Peptid. Die Forscher vermuten, dass Präsenilin1 und Nicastrin Bestandteile eines größeren Komplexes sind, den sie Sekretosom nennen. Demnach könnten viele Proteine in diesem Gebilde zusammen wirken und das Amyloid beta-Peptid entstehen lassen.

Der Neurologe Sangram Sisodia von der University of Chicago sieht in Nicastrin ein "wichtiges Puzzleteil". Er betont aber, dass man nicht genau weiß, welche Aufgabe das Eiweiß in der Synthese des Amyloid beta-Peptids hat. Es könnte das APP direkt bearbeiten oder nur assistieren, und seine Partner führen den Schnitt aus. Sisodia sagt, dass von dieser Frage ganz eindeutig abhängt, wo neu zu entwickelnde Wirkstoffe ansetzen sollen, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen.

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