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News: Licht am Ende des Tunnels

Noch ist das Ergebnis nur ein Silberstreifen am Horizont, doch es gibt Grund zur Hoffnung. Mit neuralen Vorläuferzellen könnte einmal die Therapie unheilbarer Augenkrankheiten gelingen. In Tierversuchen vermochten sie erkranktes Netzhautgewebe zu erkennen und zu reparieren. Schließlich beobachteten die Forscher sogar den Ansatz einer erneuten Verbindung zum Gehirn.
Nirgendwo sonst, so scheint es, schreitet die Forschung so schnell fort wie im Bereich der Stammzellen. Nun konnten Wissenschaftler vom Schepens Eye Research Institute in Boston zeigen, dass neurale Vorläuferzellen in einer geschädigten Netzhaut Eigenschaften der Retinazellen übernehmen und sogar Fortsätze in den Sehnerv ausbildeten (Molecular and Cellular Neuroscience vom September 2000).

Neurale Vorläuferzellen entstehen aus den Stammzellen und repräsentieren somit den ersten Grad der Differenzierung hin zu bestimmten Zelltypen. Michael Young und seine Kollegen entnahmen die neuralen Vorläuferzellen dem Hippocampus erwachsener Ratten. Sodann injizierten sie die Zellen in die gelartige Substanz der Augen netzhautgeschädigter Ratten. Die Zellen wanderten selbstständig in die Netzhaut, wo sie zu entsprechenden Zellen heranwuchsen. Dies funktioniert bei jungen Ratten offenbar besser als bei älteren, auch wenn die vollständige Entwicklung der Netzhaut während der ersten drei Lebenswochen dabei keine Rolle spielt. Young sieht sich darin bestätigt, dass die Vorläuferzellen nicht nur zusätzlich in die Netzhaut einwandern, sondern sich dort morphologisch integrieren. Sie fanden sich sogar im Sehnerv wieder – die entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Sehreize schließlich im Gehirn auch verarbeitet werden können.

Die Forscher fanden auch heraus, dass sich die neuralen Vorläuferzellen offenbar gezielt zu geschädigtem Netzhautgewebe hinbewegen. Bei Ratten mit völlig gesunden Augen konnten sie dagegen nicht einmal die Migration der injizierten Zellen beobachten. "Irgendwie wissen diese Zellen, dass sie gebraucht werden", meint Young.

Noch sind die Forscher weit davon entfernt, die Methode auch beim Menschen anzuwenden. Dennoch hegt Young schon jetzt die Hoffnung, auf diese Weise einmal eine Vielzahl von Augenerkrankungen behandeln zu können. Zu ihnen könnten Makula-Degeneration, Grüner Star, Netzhautablösungen und diabetische Retinopathie gehören. Aber es wird noch lange dauern, bis es so weit ist, denn auf das Sehvermögen der augengeschädigten Ratten hatten die Experimente bisher noch keinen Einfluss.

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