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News: Planeten ohne Zuhause

Planeten außerhalb des Sonnensystems zu entdecken, ist schon eine Sensation. Wegen ihrer geringen Helligkeit und Masse gehen sie normalerweise im Licht der Sterne unter, die sie umkreisen. Eine Gruppe spanischer, amerikanischer und deutscher Astronomen hat nun im Sternbild Orion erstmals 18 Planeten direkt nachgewiesen. Nur weil die Objekte sich nicht in der Nähe von Sternen befinden, ist ihnen diese Beobachtung gelungen. Dass es solche Vagabunden überhaupt gibt, war dann gleich die nächste große Überraschung.
Wollte ein Beobachter von einer anderen Galaxie aus die Erde oder einen der anderen Planeten im Sonnensystem aufspüren, so hätte er es nicht leicht. Denn sie sind viel kleiner und dunkler als die Sonne, die alles überstrahlt. Umgekehrt ist es für Astronomen hier auf der Erde ebenso schwierig, solche Himmelskörper außerhalb des Sonnensystems zu finden. Daher können Wissenschaftler in der Regel nur indirekt auf die Existenz solcher Objekte schließen, indem sie das leichte Wackeln des Zentralgestirns messen, welches die ihn umkreisenden Zwerge durch ihre Gravitationskraft auslösen – immer noch eine schwierige Messung. Auf diese Weise fanden Astronomen seit 1995 rund 50 extrasolare Planeten – Objekte, die bis zu dreizehn Mal so schwer sind wie Jupiter.

Doch jetzt hat die Gruppe um Maria Rosa Zapatero Osorio vom Instituto de Astrofísica de Canarias auf Teneriffa im Sternbild Orion auf einen Schlag gleich 18 Planeten aufgespürt. Sie konnten diese Objekte sogar direkt nachweisen, weil sie frei umherfliegen und nicht an einen Stern gebunden sind (Science vom 6. Oktober 2000). Diese Entdeckung stellt eine Herausforderung für die gängigen Theorien über die Entstehung von Planeten dar. Denn bisher glaubten Astronomen, dass solche Himmelskörper sich im Lauf einiger zehn Millionen Jahre aus Gas und Staub bilden, die in einer Scheibe um einen Stern wirbeln. Die Planeten im Orion können sich so aber nicht geformt haben, da der Sternhaufen, dem sie angehören, gerade mal fünf Millionen Jahre zählt. Außerdem fehlt ihnen ein Zentralgestirn.

Auf Bildern der Region im Orion im Bereich sichtbaren und Infrarotlichts fanden Zapatero Osorio und ihre Kollegen die 18 Objekte, deren schwaches, rötliches Licht die Vermutung nahelegte, dass es sich um relativ kühle Himmelskörper mit Temperaturen von Planeten handeln könnte. Um die Temperaturen genauer zu bestimmen, verwendeten die Forscher mit einem Spektrometer der Keck-Teleskope auf Hawaii durchgeführte Messungen an drei der Kandidaten. Da verschiedene Moleküle auf charakteristische Weise Licht aussenden, können Astronomen aus den Spektren von Himmelskörpern auf deren Zusammensetzung schließen. Schwere Moleküle können sich nur bilden, wenn das Objekt kalt genug ist, sodass die Messungen zusätzlich Informationen über die Temperatur enthalten. "Die spektrographischen Ergebnisse entsprachen unseren Erwartungen, dass es sich um junge Riesenplaneten handelt", erklärt Zapatero Osorio.

Über die Bennenung der Objekte sind Astronomen sich allerdings uneinig. "Sie sollten sie Braune Zwerge mit Planetenmassen nennen", kommentiert Alan Boss von der Carnegie Institution in Washington. Denn einige Astronomen wollen den Namen Planeten für Objekte reservieren, die in einem System gebunden sind und Sterne umkreisen. Jack Lissauer vom Ames Research Center der NASA hingegen besteht darauf, dass es sich bei den Himmelskörpern im Orion tatsächlich um Planeten handelt. Seiner Ansicht nach könnten andere massereiche Planeten oder Sterne sie aus einem Planetensystem herauskatapultiert haben.

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