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News: Hilft Gentherapie bei der Parkinson'schen Krankheit?

Die Parkinson'sche Krankheit gilt bisher als unheilbar. Wissenschafter aus aller Welt suchen nach neuen Wegen, den Betroffenen zu helfen. Eine internationale Forschergruppe schlägt jetzt eine Gentherapie vor, die zumindest bei Affen angeschlagen hat.
Dopamin ist der Schlüssel zur Parkinson'schen Krankheit. Der Neurotransmitter kommt in vielen Regionen des Gehirns vor und beeinflusst Schlaf, Stimmungen, Aufmerksamkeit und Lernen. Dopaminmangel in der Substantia nigra des Mittelhirnes löst die typischen Symptome der Schüttellähmung aus: verlangsamte Motorik, Muskelstarre, Zittern von Händen und Fingern bis hin zur völligen Lähmung. Etwa 250 000 Menschen sind in Deutschland von der Krankheit betroffen, die in der Regel gegen Ende des fünften Lebensjahrzehntes ausbricht.

Zu Beginn der neunziger Jahre entdeckten Wissenschaftler, dass das Protein GDNF (Glial cell line derived neurotrophic factor) das Wachstum von Dopamin-Neuronen fördert. Bei Ratten bewirkte GDNF den Rückgang typischer Parkinson-Symptome. Ermutigt durch diesen Erfolg, wagte ein Wissenschaftlerteam, geleitet von dem Neurobiologen Jeffrey Kordower vom Rush-Presbyterian-St. Luke's Medical Center in Chicago, den nächsten Schritt: die Behandlung von Rhesusaffen mit GDNF-Genen (Science vom 27. Oktober 2000).

Schweizer Kollegen bauten das Vehikel für das Gen: ein Lentivirus, das schnell in Nervenzellen eindringt und sich dort seiner Fracht entledigt. Zunächst wollten die Forscher wissen, ob und wie das GDNF-Lentivirus die Anatomie der Gehirnzellen beeinflusst. Sie spritzten die Substanz in die Gehirne von älteren, etwa 25-jährigen Affen, die bereits erste Symptome der Krankheit aufwiesen. Nach drei Monaten zeigten Untersuchungen mit Positronen-Emmissions-Tomographie sowie neuroanatomische, neurochemische und molekularbiologische Tests eine starke Zunahme in der Dopaminproduktion des Gehirns.

Für ihren zweiten Versuchsansatz lösten die Wissenschaftler die Krankheit bei zehn gesunden, jungen Tieren mit der Chemikalie MPTP (1-Methyl-4-Phenyl-1,2,3,6-Tetrahydropyridin) künstlich aus. Danach erfolgte wiederum die Gentherapie mit GDNF. Die Affen, die zunächst starke Koordinationsstörungen ihrer Muskulatur hatten, erholten sich innerhalb von drei Monaten. Auch hier nahm die Dopaminproduktion des Gehirns wieder zu. Nach acht Monaten wiesen die Gehirne einen immer noch hohen Gehalt an GDNF auf – das injizierte Gen wurde also immer noch abgelesen.

Kordower ist davon überzeugt, dass seine Gentherapie eine langanhaltende und ungiftige Methode ist, die das Fortschreiten der Krankheit vermeidet. Auch der Neurowissenschaftler Ole Isacson vom McLean Hospital an der Harvard Medical School hält die Ergebnisse für vielversprechend: "Das könnte die Zauberkugel sein." Dennoch warnt er davor, dass GDNF toxische Reaktionen beim Menschen auslösen könnte.

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