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News: Vereint gegen Malaria

Immer wieder machen die Malaria-Erreger Wissenschaftlern einen Strich durch die Rechnung: Kaum hat sich ein Medikament eine Weile bewährt, werden sie dagegen resistent. Aber vielleicht gelingt es den Forschern, die winzigen Parasiten auszutricksen, indem sie verschiedene Wirkstoffe in neuen Molekülen kombinieren. Ein derartiges Kunstprodukt zeigt jedenfalls in ersten Versuchen gute Ergebnisse.
Bei den Todesfällen durch Infektionskrankheiten rangiert Malaria nach Tuberkulose und Aids an dritter Stelle. Wissenschaftler schätzen, dass weltweit jährlich zwischen 1 und 2,5 Millionen Menschen daran sterben. Und der Kampf gegen die Erreger ist ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Plasmodium-Arten werden gegen immer mehr Wirkstoffe resistent. So verliert auch Chloroquin oder Resochin, ein häufig eingesetztes Malariamittel, zunehmend seine Bedeutung, da sich die resistenten Stämme inzwischen in der ganzen Welt ausbreiten.

Wissenschaftler versuchen sie auszutricksen, indem sie in Medikamenten verschiedene Wirkstoffe kombinieren. So auch Bernard Meunier und seine Mitarbeiter am Laboratoire de Chimie de Coordination du CNRS in Toulouse: Sie fassten ein Aminochinolinderivat und ein Trioxan über eine kovalente Bindung in einem Molekül zusammen (ChemBioChem vom 17. November 2000). Trotz dieser Verknüpfung entfalten die beiden Verbindungen ihre Wirkung unabhängig voneinander.

Damit griffen die Wissenschaftler auf zwei seit langem eingesetzte Wirkstoffklassen zurück. Zu den Aminochinolinen gehört auch Chloroquin, das Mitte der 30er Jahre in Deutschland entwickelt wurde. Diese Verbindungen greifen den Erreger in den roten Blutkörperchen an. Trioxane hingegen sind Peroxide, die den Stoffwechsel des Parasiten stören, indem sich zellgiftige Radikale bilden. Zu dieser Stoffgruppe zählt auch das Artemisinin aus dem Beifußgewächs Artemisia annua, das in China schon seit Jahrhunderten gegen Fiebererkrankungen und Malaria verwendet wird.

Angriffspunkt für das neue Mittel sollen freie Häm-Moleküle sein, die durch den Hämoglobin-Abbau des Erregers in den Erythrozyten entstehen. Bisher konnte es seine Wirksamkeit aber nur in vitro an einigen Stämmen von Plasmodium falciparum beweisen. In einem nächsten Schritt wollen Meunier und seine Kollegen nun in Tierversuchen überprüfen, ob sich ihre ersten vielversprechenden Ergebnisse bestätigen. Da die Verbindung zudem einfach und kostengünstig herzustellen ist, bietet sie den betroffenen Ländern vielleicht bald eine Alternative zu den gängigen Medikamenten, die zunehmend unwirksam werden.

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