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Adventskalender: Tanzende Männchen im Kolben

Türchen 4
Molekulares Männchen, geboren im Reagenzglas
Manche Chemiker möchten gerne komplizierte Stoffe aus der Natur nachbauen. Andere wollen lieber Moleküle mit ganz neuen Eigenschaften herstellen. Wieder andere entwerfen Synthesen rein aus ästhetischen Gesichtspunkten. Manche stellten molekulare Häuser, Sessel, Autos und Würfel her, einfach nur, um sie hergestellt zu haben.

Zu dieser Art leidenschaftlicher Forscher müssen auch Stephanie Chanteau und James Tour von der Rice University in Texas gehören. Was die beiden in ihren Reaktionskolben zum "Leben" erweckten, übertraf alles bis dahin vorhandene: Sie synthetisierten kleine molekulare Männchen und nannten sie Nanoputaner, angelehnt an die Liliputaner aus "Gullivers Reisen" von Jonathan Swift.

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Die meisten Forscher sind also zumindest teilweise Kind geblieben. Chemiker zünden gern Feuerwerke und freuen sich über kleine Explosionen. Und nicht umsonst werden Experimente wie der "chemische Garten" durchgeführt, dessen Anblick die Herzen der WissenschaftlerInnen immer wieder hüpfen lässt.

So ist auch die Begeisterung für die Nanofigürchen nachvollziehbar: lange Tage im Labor, Synthese um Synthese, tagein, tagaus. Ölbad, Kolben, Rückflusskühler, Destillationsapparatur – diese Dinge gehören zum Laboralltag. Wer mag sich den also nicht versüßen? Und die Vorstellung, dass man Millionen, ach Milliarden und Abermilliarden kleine Freunde im Kolben herumtanzen lässt – das ist doch pure Motivation!

Genau die beflügelte Chanteau und Tour zu synthetischen Höchstleistungen: Sie stellten Nanokids, Nanoballetttänzer und Nanokrabbelkinder her, und zwar einzeln oder in Form langer Ketten von Figuren, die sich an den Händen halten. Verschiedene Kopfbedeckungen geben jeder Figur eine ganz individuelle Note. Am Ende flitzen Nanopilger, Nanocowboys und Nanokönige in der Reaktionsmischung umher. Ein Männchen trägt sogar einen Doktorhut – vielleicht war er der treueste Begleiter der damaligen Doktorandin Stephanie Chanteau.

Ein Nanoputaner ... | ... kommt selten allein. Denn dank einer schwefelhaltigen Gruppe an ihren Füßen können die Molekülfiguren auf einer Goldoberfläche nebeneinander aufgereiht werden.
Ein Kinderspiel sind die Synthesen allerdings nicht. Allein die Herstellung der einfachsten Nanofigur erfordert zwölf Reaktionsschritte! Abgesehen von der etwas ungewöhnlichen Motivation ist die Publikation also hochwissenschaftlich, äußerst anspruchsvoll und für jeden Chemiker ein Muss. Danke, Stephanie Chanteau und James Tour, für diese Ergebnisse. Best paper ever.

Geschenktipp aus dem Verlag:

Buchcover"Ein wunderbar inhaltsreiches, spannendes, sachlich ausgewogenes Buch von einem Naturkenner und Vogelexperten (und auch Kollegen), der zudem als Journalist gut zu schreiben versteht. Bemerkenswert: Lingenhöhl malt kein reines Untergangsszenario, sondern nennt auch die schon erzielten und sich abzeichnenden Erfolge. Allen Naturfreunden zu empfehlen!"

Foto Mitarbeiter


Adelheid Stahnke, Redakteurin


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