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Allergieursachen: Hautdefekte begünstigen Allergien

Heidelberg. Patienten mit krankhaft geschädigter Oberhaut leiden überdurchschnittlich häufig auch an Allergien. Nach herkömmlicher Auffassung erkranken Menschen an Heuschnupfen, Asthma oder Lebensmittelunverträglichkeiten, weil ihr Immunsystem erblich bedingt dazu neigt, auf körperfremde Substanzen überempfindlich zu reagieren. Neuere Erkenntnisse weisen jedoch darauf hin, dass es eher Hautschäden sind, die Allergien entstehen lassen.
abblätternder Putz

Patienten mit krankhaft geschädigter Oberhaut leiden überdurchschnittlich häufig auch an Allergien. Nach herkömmlicher Auffassung erkranken Menschen an Heuschnupfen, Asthma oder Lebensmittelunverträglichkeiten, weil ihr Immunsystem erblich bedingt dazu neigt, auf körperfremde Substanzen überempfindlich zu reagieren. Neuere Erkenntnisse weisen jedoch darauf hin, dass es eher Hautschäden sind, die Allergien entstehen lassen.

Vermutlich führen Defekte in der Oberhaut dazu, dass allergene Substanzen in den Körper eindringen und die Immunabwehr zu einer überzogenen Reaktion veranlassen. Dies berichtet die Januarausgabe von "Spektrum der Wissenschaft". Nun suchen Forscher nach Wirkstoffen, die den Körper beim Wiederherstellen einer intakten Hautbarriere unterstützen sollen. Unter anderem sollen sie dem Körper dabei helfen, genetische Mutationen zu ignorieren, die Schäden in der Epidermis zur Folge haben.

Zum Hintergrund: Die Oberhaut (Epidermis) von Wirbeltieren bildet die Schutzhülle des Körpers gegenüber der Umgebung. Sie besteht zum größten Teil aus hornbildenden Zellen, so genannten Keratinozyten. Diese benötigen unter anderem das Protein Filaggrin, um die undurchlässige äußerste Hautschicht auszubilden. Menschen, bei denen dieses Protein wegen genetischer Veränderungen nur eingeschränkt funktioniert, leiden überdurchschnittlich häufig an Ekzemen, Asthma und Überempfindlichkeitsreaktionen.

Beim Netherton-Syndrom wiederum, einer seltenen Hautkrankheit, werden infolge von Mutationen im SPINK5-Gen bestimmte Eiweiße zu früh aktiv. Diese zerstört die jüngeren, nachwachsenden Hautschichten noch vor deren Reifung. Die Patienten haben eine sehr empfindliche, schuppende Haut, die leicht einreißt. Zudem leiden sie häufig an Ekzemen und Asthma.

Offenbar lässt eine geschädigte Oberhaut allergene Substanzen aus der Umwelt stärker in den Körper eindringen, was die Immunabwehr provoziert. Die ererbte Neigung zu überschießenden Immunreaktionen scheint dabei jedoch eine geringere Rolle zu spielen als bislang angenommen.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Spektrum der Wissenschaft, Januar 2013
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