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Archäologie: Königreich von Tambora wieder entdeckt

Tonkrüge  und Bronzeschalen der Tambora-Grabungsstätte
Wissenschaftler der Universitäten von Rhode Island und North Carolina haben auf der indonesischen Insel Sumbawa ein kleines untergegangenes Königreich wieder entdeckt. Das Eiland war 1815 beim Ausbruch des Vulkans Tambora verwüstet worden.

Unter der Leitung des Vulkanologen Haraldur Sigurdsson bargen die Archäologen unter den bis zu drei Meter mächtigen Asche- und Bimssteinlagen ein Haus und die Überreste zweier Menschen. Außerdem fanden sie gut erhaltene Bronzeschalen, Keramiktöpfe und Eisenwerkzeuge.

Tambora-Grabung 2004 | Grabungsstätte auf der kleinen indonesischen Insel Sumbawa
Das Haus stand auf Holzpfählen, die auf einem Fundament aus Steinen ruhten. Die reich verzierten Bronze- und Keramikgefäße erinnerten die Forscher an bereits aus Vietnam und Kambodscha bekannte, ähnliche Gegenstände.

Die Tamborer, deren Sprache zur in ganz Südostasien verstreuten Mon-Khmer-Gruppe gehört, galten als wohlhabendes Volk und waren berühmt für ihre edlen Pferde, ihren Honig, den kostbaren roten Farbstoff des Rotholzbaumes sowie für Weihrauch aus Sandelholz, den sie auch als Medizin verwendeten.

Der Ausbruch des Tambora im Jahr 1815 war die größte Vulkaneruption in historischer Zeit, dessen Folgen sich weltweit auswirkten. Die über den gesamten Globus verteilte Asche brachte ein Jahr später den kältesten Sommer, der je gemessen wurde, mit Frost im August und Missernten, die in Europa und Nordamerika Hungersnöte und Auswanderungswellen auslösten.

Der Vulkanologe Sigurdsson hatte bereits 1986 bei Untersuchungen in der Vulkanruine von einem seiner einheimischen Führer Hinweise auf alte Gegenstände bekommen, die 25 Kilometer westlich der Caldera im Dschungel liegen sollten. 2004 kam er erneut auf die Insel und fand mit Hilfe von Georadarmessungen das verschüttete Haus.

Sigurdsson sieht Tambora als archäologische Schatztruhe – ähnlich wie es Pompeii für die Erkenntnisse über die römische Kultur war. Genau wie dort hatten die glutheißen Vulkanablagerungen die Menschen in ihren Häusern ebenso wie sämtliche Gegenstände unter sich begraben, und die enorme Hitze hatte alles außer Metall- und Tongegenständen in Holzkohle verwandelt.

Sigurdsson vermutet unter den Auswurfmassen noch einen Palast aus Holz und weitere Gebäude, die er 2007 mit weiteren Georadaruntersuchungen finden und ausgraben will.

Der gebürtige Isländer Sigurdsson gilt als einer der weltweit renommiertesten Vulkanologen. Er wurde bekannt durch seine Forschungen in Pompeii und Herculaneum. Außerdem entdeckte er 1991 so genannte Mikrotektite auf Haiti und konnte damit die Impakt-Theorie vom Aussterben der Dinosaurier untermauern.

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