3I/ATLAS: Der interstellare Besucher kommt uns am nächsten

3I/ATLAS am 26. November 2025
Am 19. Dezember 2025 ist es so weit: Der interstellare Besucher, Komet 3I/ATLAS durchläuft seinen geringsten Abstand zu Erde. Im Minimum trennen ihn dann 269 Millionen Kilometer vom Blauen Planeten, das entspricht dem 1,8-fachen der Distanz zwischen Erde und Sonne. Er hält somit einen respektvollen Abstand von uns, lässt sich aber im Sternbild Jungfrau tief am südlichen Horizont gut beobachten. Besonders günstige Sichtbedingungen finden sich auf der Südhalbkugel unseres Planeten.
Derzeit erfüllt 3I/ATLAS alle Merkmale eines typischen einheimischen, also solaren Kometen: Er besitzt eine kopfförmige Verdickung, die Koma, und weist einen langgestreckten, blaugrünen Ionenschweif sowie einen kurzen Staubschweif auf. Die hier gezeigte Aufnahme entstand am 26. November 2025 mit dem 8-Meter-Teleskop Gemini North auf dem Mauna Kea in Hawaii und kombiniert vier unterschiedliche Wellenlängenbereiche: Daten im Visuellen bei 475 (blau), 630 (orange) und 780 Nanometern (rot) sowie bei 950 Nanometern im nahen Infrarotbereich. Da das Teleskop der Eigenbewegung des Kometen am Himmel nachgeführt wurde, erscheinen die Hintergrundsterne als Punktreihen. Die bunten Farben ergeben sich daraus, dass der eingesetzte Gemini Multi-Object Spectrograph nicht gleichzeitig alle Farben aufnimmt, sondern nacheinander erfasst.
3I/ATLAS wird nicht mehr lange unseren Himmel zieren, denn er bewegt sich mit einer hohen Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Sekunde (216 000 Kilometern pro Stunde) zurück in den interstellaren Raum. Schon in wenigen Monaten wird er so weit von uns entfernt sein, dass ihn auch die größten und lichtstärksten Teleskope aus dem Blick verlieren. Er wird dann nur noch eine Erinnerung in Öffentlichkeit und Wissenschaft sein. Aber schon jetzt lässt sich sagen, dass er der am besten erkundete der drei bislang gesichteten interstellaren Besucher ist. Man darf gespannt sein, wann das nächste interstellare Objekt, das dann 4I heißen wird, aufgespürt wird – zum Beispiel mit dem Vera C. Rubin Telescope in Chile, das bald in den regulären wissenschaftlichen Betrieb geht.
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