Direkt zum Inhalt

Alarmanlage: Koralle schützt sich mit Blinklicht vor Fressfeinden

Ein Forschungsteam hat vor der Küste Japans eine faszinierende Entdeckung gemacht. Eine zuvor unbekannte Art von biolumineszenter Koralle blinkt hellgrün, wenn man sie berührt.
Nahaufnahme einer gelben Koralle mit verzweigten Strukturen und leuchtend gelben Polypen auf einem dunklen Hintergrund. Die Koralle zeigt eine komplexe, verzweigte Form mit einer Mischung aus glatten und strukturierten Oberflächen. Die gelben Polypen sind gleichmäßig verteilt und heben sich deutlich vom weißen Skelett ab.

Tierische Alarmanlage

Ein internationales Forschungsteam hat in einer Tiefseehöhle in Japan eine neue Art von biolumineszenter Koralle entdeckt. Sie leuchtet nicht dauerhaft, sondern blinkt hellgrün, wenn man sie berührt. Den Fachleuten zufolge könnte das eine raffinierte Verteidigungsstrategie sein: Wie eine Alarmanlage lockt die Koralle damit Fressfeinde ihrer eigenen Feinde an und schützt sich so indirekt vor Angreifern. Das Team um Hiroki Kise berichtet in der Fachpublikation »Royal Society Open Science« von dem Fund.

Biolumineszenz – die Fähigkeit von Lebewesen, selbst Licht zu erzeugen – kommt im Ozean weit verbreitet vor und hat sich in vielen Tiergruppen unabhängig voneinander entwickelt. Bei den Oktokorallen, einer Unterklasse innerhalb der Blumentiere (Anthozoa), geht man davon aus, dass das Leuchten einmalig entstanden ist und dann weitervererbt wurde. Wie sich die Biolumineszenz bei den Hexakorallen entwickelt hat, ist dagegen noch unklar – vor allem, weil bislang nicht alle Arten ausreichend untersucht wurden. Obwohl vermutet wird, dass Bakterien daran mitwirken könnten, gibt es bislang keine experimentellen Belege für diese Annahme.

In der Studie stellt das Team die neu entdeckte Spezies umfassend vor, deren Vertreter als Epibionten (»Aufsitzer«) auf anderen Tiefseekorallen vor der Südküste Japans leben. Aufgespürt hat es die zuvor unbekannte Art mithilfe eines ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugs nahe der Insel Minamidaito. Die Forschungsgruppe dokumentierte, wann und wie die Tiere leuchten, und analysierte das Spektrum ihres Lichts. Untersuchungen des Korallengewebes im Labor zeigten bei dieser Art keinerlei Hinweise auf symbiotische Bakterienzellen. Die Ergebnisse liefern einen spannenden Einblick in die Evolution der Korallen und zeigen, wie wichtig Licht für das Leben in der Tiefsee ist.

Da die Fachleute in ihren Experimenten keine spontane, das heißt reizunabhängige Biolumineszenz beobachten konnten, gehen sie davon aus, dass es sich um eine Verteidigungsstrategie handelt, mit der sogenannte Sekundärräuber angelockt werden. Eine weitere mögliche ökologische Funktion besteht darin, dass die in Symbiose lebende Koralle damit kommuniziert. Hierfür seien jedoch weitere Untersuchungen nötig, heißt es im Forschungsartikel. Insgesamt zeigt sich: In der Tiefsee, wo es fast kein Sonnenlicht gibt, ist Biolumineszenz oft das wichtigste Mittel der Interaktion und Verteidigung – so auch bei dieser neu entdeckten Korallenart.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.