Alexandria: War dieses Wrack ein antikes Partyboot?

Im Hafen von Alexandria
Angesichts seiner Dimensionen handle es sich um eines der berühmten ägyptischen Vergnügungsboote, sagt Unterwasserarchäologe Franck Goddio über das Wrack, das er und sein Team im Hafen von Alexandria entdeckt haben. Die Fachleute des Institut Européen d'Archéologie Sous-Marine (IEASM) legten das Gerippe des fast 2000 Jahre alten Schiffs im Bereich des antiken Hafens, dem »Portus Magnus« der ägyptischen Stadt frei.
Die 28 Meter langen Holzspanten am Meeresgrund ließen auf ein ehemals 35 Meter langes Boot schließen. In der Breite dürfte es etwa sieben Meter gemessen haben. Die Größe und Konstruktion legten nahe, dass es in der Mitte einen Aufbau getragen hat. Laut den Fachleuten war das Boot zudem darauf ausgelegt, in flachen Gewässern zu fahren. Der Rumpf sei flach gearbeitet und der Boden gehe am Bug kantig in die Wand über. Auf einem Querträger entdeckten die Forschenden zudem eingeritzte griechische Buchstaben, die eine Datierung des Wracks in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wahrscheinlich machten.
Franck Goddio vermutet, der Fund könnte einst ein Vergnügungsschiff gewesen sein, wie es der antike Geograf Strabon erwähnt, der zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. in Ägypten weilte. Er berichtet von Booten, die gesellige Runden zu festlichen Anlässen übers Wasser trugen und in der Mitte mit Aufbauten versehen waren.
Das Wrack könnte laut Goddio aber auch einem völlig anderen Zweck gedient haben: nämlich rituellen Prozessionen zu Wasser. Das lege der Fundort nahe, unweit des Tempels der Göttin Isis auf der heute versunkenen Insel Antirhodos. Möglicherweise gehörte das Boot zum Heiligtum und war Teil eines Rituals, »bei dem eine Prozession zu Ehren der Isis auf ein reich verziertes Schiff traf, das ›navigium‹, das die Sonnenbarke der Isis, der Herrin des Meeres, verkörperte«, sagt Goddio in einer Pressemitteilung. Das Schiff verkehrte einmal im Jahr in einem Kanal vom Hafen in Alexandria zum Heiligtum des Osiris im etwa 20 Kilometer entfernten Kanopus.
Das wohl bekannteste Bauwerk im Hafen von Alexandria war der Leuchtturm Pharos, eines der Sieben Weltwunder der Antike. Der Bau ist zerstört, doch 2025 haben Archäologen Teile davon vom Meeresgrund geborgen. Die Blöcke sollen helfen, eine genaue Vorstellung über das Aussehen des Leuchtturms zu erhalten. Wie er ungefähr aussah, weiß man bislang nur von Münzbildern und Reisenden aus der Antike bis ins Mittelalter.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.