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Altes Ägypten: Mumie unter magischem Schutz aus Gold

Seit 2300 Jahren tot – aber ein gutes Leben im Jenseits? Dafür bestückten die alten Ägypter den mumifizierten Körper eines Jugendlichen mit zahlreichen Amuletten aus Gold. Der »Goldjunge« soll nun das neue Glanzstück im Museum von Kairo werden.
Eine Mumie voller Gold

Eine Mumie voller Gold

Mit Hilfe der Computertomografie haben Forschende eine rund 2300 Jahre alte Mumie digital frei gelegt. Dabei entdeckten sie auf und in dem Leichnam 49 Schutzamulette aus Gold, Halbedelsteinen und anderen Materialien. Die Mumie stammt aus der Ära der Ptolemäer, der griechischstämmigen Pharaonen des 3. bis 1. Jahrhunderts v. Chr. Wie die Forschergruppe im Fachmagazin »Frontiers in Medicine« schreibt, handelt es sich bei dem Toten um einen 14- bis 15-jährigen Jungen aus einer höher gestellten Familie. Das schließen die Fachleute aus der Zahl der Amulette sowie dem guten Zustand der Knochen und Zähne – der Junge muss zu Lebzeiten gesund und wohlgenährt gewesen sein.

Die Forschenden sehen in dem Fund einen anschaulichen Beleg für den Totenkult der Ägypter. Diese glaubten, dass der Eintritt in das Leben nach dem Tod gesichert sei, wenn der Körper intakt bleibe und der Tote vor den Gefahren der Unterwelt magisch geschützt werde – dafür sollten die Amulette sorgen. »Ihr Zweck war, den Körper zu schützen und ihm im Jenseits Lebenskraft zu verleihen«, erklärt die Leiterin der Studie, Sahar Saleem von der Universität Kairo, laut einer Pressemitteilung.

Die Einbalsamierer hatten das Gehirn und die Eingeweide über einen Schnitt im Unterleib entfernt, die Körperhöhlen anschließend mit Harz ausgefüllt und Amulette platziert, beispielsweise eine Zunge aus Gold in den Mund und ein Zweifinger-Amulett neben den Penis. Wie von anderen Mumien bekannt, sollte diese Art Talisman den Mumifizierungsschnitt schützen. Ebenso verteilten die Einbalsamierer Amulette auf den Oberkörper und zwischen die Leinenbinden. Im CT-Scan sind die Objekte aus Gold, Halbedelstein, Fayence und gebranntem Ton als weiße Flecken zu erkennen.

Darüber hinaus konnten die Forschenden weitere Gegenstände identifizieren: So stecken die Füße des Leichnams in Sandalen. »Die Sandalen sollten es wohl der [Seele des] Jungen ermöglichen, seinen Sarg zu verlassen«, sagt Saleem. Auf der Mumie, deren Gesicht mit einer vergoldeten Maske bedeckt ist, liegen noch die Reste getrockneter Pflanzen. Vermutlich dienten sie als Schmuck und weil die alten Ägypter »glaubten, diese besitzen eine sakrale und symbolische Wirkung«, so Saleem.

Archäologen entdeckten die Mumie bereits 1916 auf einem ptolemäischen Friedhof in Edfu in Oberägypten. Seitdem lagerte sie jedoch ohne Untersuchung im Keller des Ägyptischen Museums in Kairo. Nachdem die CT-Scans nun neue Erkenntnisse über das Innere der Mumie geliefert haben, soll der einbalsamierte Körper bald unter dem Namen »Goldjunge« in der Ausstellung präsentiert werden.

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