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Altes Ägypten: Schacht in die Unterwelt

In Abusir legten Archäologen eine große Grabanlage mit tiefem Schacht frei. Bei der Öffnung des etwa 2500 Jahre alten Sarkophags waren den Forschern aber schon andere zuvorgekommen.
Ein Sarkophag im Sarkophag

Ein Sarkophag im Sarkophag

Drei Meter ist der äußere Kalksteinkasten hoch, der innere aus Basalt immerhin mehr als zwei Meter lang und zwei Meter breit. Der Doppelsarkophag von Wahibre-meri-Neith, einem militärischen Befehlshaber aus der Zeit um 500 v. Chr. in Ägypten, steht in 16 Meter Tiefe am Grund eines langen Schachts. Das Grab, das Archäologen um Miroslav Barta im Frühling 2022 im nordägyptischen Abusir ausgegraben haben, sei außergewöhnlich, heißt es in einer Pressemitteilung der Prager Karls-Universität. Inmitten einer großen quadratischen Grube liegen der 6,5 auf 3,3 Meter große Grabschacht sowie weitere kleinere Schächte. Eine derart strukturierte Anlage würden Archäologen bislang nicht kennen.

Aus dem Zustand des Grabs schließen Barta und sein Team, dass die Ruhestätte des Wahibre-meri-Neith nicht fertig gestellt war, als der Grabinhaber starb. Von seiner Mumie haben die Archäologen allerdings keine Überreste gefunden. Grabräuber dürften sie mitgenommen haben, nachdem sie die Kopfseite beider Grabkästen durchschlagen hatten und die Bestattung beraubten. Wie die Archäologen vermuten, ereignete sich der Einbruch ins Grab im 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. Das legen zwei Gefäße aus jener Zeit nahe, die im Grabschacht lagen.

In den Sarkophagen selbst entdeckten die Ausgräber nur wenige Beigaben, daneben jedoch einige mehr: unter anderem zwei Kisten mit 402 Uschebtis. Dabei handelt es sich um Helferfiguren, die dem Verstorbenen im Jenseits diverse Arbeiten abnehmen sollten – so jedenfalls die Vorstellung der alten Ägypter. Wie die Archäologen mitteilen, sei der innere, mumienförmige Sarkophag zudem mit Sprüchen aus dem ägyptischen Totenbuch beschriftet. Die Spruchsammlung sollte den Verstorbenen den Weg durch die Unterwelt erklären.

Laut den Inschriften auf dem Sarkophag diente Wahibre-meri-Neit als »Befehlshaber der Fremdsöldner«. Gemeint waren damit wohl Kämpfer aus dem Ägäisraum und Kleinasien. Der Soldatenanführer lebte zu einer Zeit, als die Perserkönige Ägypten erobert hatten. Diese 27. Dynastie herrschte von 522 bis 404 v. Chr.

Bereits 2021 hatten die Archäologen um Barta in dem ausgedehnten Grabkomplex erstaunliche Funde ans Licht gebracht: darunter 370 Tonbehälter mit Material, das zur Mumifizierung von Wahibre-meri-Neit verwendet worden war.

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