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Asteroid Dinkinesh: Nicht einer, nicht zwei, sondern drei!

Bereits Anfang November flog die NASA-Sonde Lucy an Asteroid Dinkinesh vorbei. Auf die erste Überraschung, dass dieser von einer Art Mond begleitet wird, folgte nun eine weitere.
Der Hauptgürtel-Asteroid Dinkinesh, wird vom Doppelkörper Selam begleitet

Dinkinesh und Doppel-Selam

Mehr als zwei Jahre ist die NASA-Sonde »Lucy« bereits im Weltall unterwegs. Sie soll in den kommenden Jahren insgesamt sechs Asteroiden aus der Gruppe der Jupiter-Trojaner erforschen. Dabei handelt es sich um kleinere Objekte, die die Sonne auf der Jupiterbahn umkreisen. Anfang November 2023 flog die Sonde testweise am Hauptgürtel-Asteroiden Dinkinesh vorbei, um die automatische Navigation zu testen. Doch der Besuch verlief anders als erwartet. Denn es stellte sich dabei nicht nur heraus, dass Dinkinesh von einem zweiten Gesteinsbrocken umrundet wird. Nein, der Begleiter besteht auch noch selbst aus zwei Teilen. Insgesamt handelt es sich bei Dinkinesh also um einen Dreifachkörper! Die Experten staunten nicht schlecht.

»Wir haben zunächst nur über die seltsamen Helligkeitsschwankungen von Dinkinesh gerätselt, die wir bei der Annäherung sahen und die uns einen Hinweis darauf gaben, dass Dinkinesh eine Art Mond haben könnte«, sagte John Spencer, stellvertretender Lucy-Projektwissenschaftler vom Southwest Research Institute in Boulder, Colorado, laut einer Pressemitteilung der NASA. »Aber wir hätten niemals etwas so Bizarres vermutet!« Tatsächlich lagen die beiden Teile des doppelten Begleiters auf den ersten Aufnahmen, die Lucy Richtung Erde geschickt hatte, zufällig exakt hintereinander. Erst als das Team weitere Bilder, die in den Minuten nach der Begegnung aufgenommen wurden, herunterlud, wurde die wahre Natur des Objekts sichtbar.

Mittlerweile hat der doppelte Begleiter auch einen Namen. Die Internationale Astronomische Union genehmigte den Namen »Selam« oder ሰላም, was in der äthiopischen Sprache Amharisch »Frieden« bedeutet. Selam ist außerdem der Name des fossilen Teilskeletts eines dreijährigen Mädchens, das der Vormenschenart Australopithecus afarensis zugeordnet wird. Die Knochen wurden im Jahr 2000 von Zeresenay Alemseged im äthiopischen Afar-Dreieck entdeckt. Auch Dinkinesh ist Amharisch und bedeutet »Du bist wunderbar«.

»Solche Kontakt-Doppelkörper scheinen im Sonnensystem recht häufig zu sein«, sagte Spencer. »Wir haben allerdings noch nicht viele aus der Nähe gesehen und wir haben noch nie einen gesehen, der einen anderen Asteroiden umkreist.« Um derart präzise Aufnahmen überhaupt machen zu können, ist Lucy mit zwei speziellen Nachführkameras mit großem Sichtfeld ausgerüstet, deren Bilder vom Bordcomputer ausgewertet werden. Dieser leitet daraus Informationen über die räumliche Orientierung und die Position der Zielobjekte im Raum ab und richtet so die Sonde aus. Die hervorragende Leistung des Kamerasystems erlaubte es dem Team, mehrere Perspektiven zu erfassen, wodurch sich die Formen der Asteroiden besser verstehen lassen – und diese unerwartete Entdeckung möglich wurde.

»Das Ganze ist, gelinde gesagt, äußerst rätselhaft«, sagte Hal Levison, leitender Forscher im Lucy-Projekt und ebenfalls vom Southwest Research Institute. »Ich hätte niemals ein System erwartet, das so aussieht. Vor allem verstehe ich nicht, warum die beiden Komponenten des Begleiters ähnlich groß sind. Es wird ein großer Spaß für die wissenschaftliche Gemeinschaft, das herauszufinden.«

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