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Bedrohte Sonderlinge
Bedrohte Sonderlinge

© ZSL / George Sunter (Ausschnitt)
© Int. Cooperation Network for Giant Salamander Conservation (Ausschnitt)
Chinesischer Riesensalamander (Andrias davidianus) | Der Chinesische Riesensalamander, die größte aller Amphibien, scheint aus einer anderen Welt zu stammen. Und tatsächlich reicht die Entstehung dieses archaisch anmutenden Riesenlurchs noch hundert Millionen Jahre weiter zurück als die Blütezeit der Dinosaurier. Große Exemplare werden bis zu einem Meter fünfzig lang und zwanzig Kilogramm schwer. Verhängnisvoll für die Spezies ist die Tatsache, dass ihr Fleisch bei vielen Asiaten als Delikatesse gilt. Auch wegen der Verwendung in der traditionellen Medizin und der zunehmenden Verschmutzung und Verkleinerung seines Lebensraumes ist der Bestand der Art seit den 1960er Jahren um etwa achtzig Prozent zurückgegangen.
© John Measey (Ausschnitt)
Kenianische Sagalla-Erdwühle (Boulengerula niedeni) | Erst im Jahr 2005 ist dieses wurmartige Amphibium ohne Gliedmaßen und mit stark zurückgebildetem Schwanz beschrieben worden. Einziger Fundort sind bislang die Sagalla Hills in Kenia. An beiden Seiten des Kopfes besitzt der Lurch, dessen deutscher Name noch nicht offiziell feststeht, sensorische Tentakeln.
Wie können wir Amphibienarten erhalten, die wir bislang gar nicht oder kaum kennen? Durch verstärkte Aufmerksamkeit der Medien und Forschungsanstrengungen, wie sie das diesjährige EGDE-Programm initiiert, hoffen die Londoner Zoologen. Alarmierende 85 Prozent der von ihnen gelisteten Top-100-Amphibien sind von Anstrengungen zur Arterhaltung bislang kaum oder gar nicht erfasst und werden definitiv aussterben, falls sich das nicht ändert.
Wie können wir Amphibienarten erhalten, die wir bislang gar nicht oder kaum kennen? Durch verstärkte Aufmerksamkeit der Medien und Forschungsanstrengungen, wie sie das diesjährige EGDE-Programm initiiert, hoffen die Londoner Zoologen. Alarmierende 85 Prozent der von ihnen gelisteten Top-100-Amphibien sind von Anstrengungen zur Arterhaltung bislang kaum oder gar nicht erfasst und werden definitiv aussterben, falls sich das nicht ändert.
© Sathyabhama Das Biju (Ausschnitt)
Purpur- oder Maulwurffrosch (Nasikabatrachus sahyadrensis) | Der Purpur- oder Maulwurffrosch ist erst kürzlich, im Jahr 2003, entdeckt worden. Kein Wunder - denn wie der Name Maulwurffrosch verrät, entzieht sich der im Südwesten Indiens heimische, purpurviolette Geselle die meiste Zeit des Jahres jedem neugierigen Blick, indem er sich bis zu vier Meter tief in die Erde eingräbt. Auch die spitze Nase sowie die Augen erinnern auch an seinen haarigen Namensvetter. Nur während des Monsums kommen die Tiere zum Zwecke der Paarung für etwa zwei Wochen aus der Erde gekrochen. Ist die Chance, sich unter Tage zu verpassen, für die Geschlechtspartner zu groß? Die Amphibienforscher haben noch alle Hände voll zu tun, diese und andere wichtige Fragen zu beantworten.
© Vincent Carruthers (Ausschnitt)
Rose- oder Tafelberg-Gespenstfrosch (Heleophryne rosei) | Die hier gezeigte Spezies der einzigen Gattung Heleophryne innerhalb der Familie der Geister- oder Gespenstfrösche ist bislang nur am Tafelberg in Südafrika in den alten menschlichen Gräberfeldern von Skeleton Gorge entdeckt worden. Vielleicht rührt daher der Name, denn eigentlich flößt der kleine Kerl bei Licht besehen doch alles andere als Angst ein. Der über tausend Meter hohe Tafelberg ist ein einzigartiger Lebensraum: Mit über 1400 bislang beschriebenen Spezies beherbergt er mehr Pflanzenarten als Großbritannien. Viele existieren offenbar wie der Rose-Gespenstfrosch nur in diesem etwa 6500 Hektar kleinen Gebiet, zugleich eine der meistbesuchtesten Touristenattraktionen Südafrikas.
© Arne Hodalic (Ausschnitt)
Europäischer Grottenolm (Proteus anguinus) | Grottenolme leben in der vollständigen Dunkelheit kalter, unterirdischer Gewässer der Karstgebirge entlang der nördlichen und östlichen Adriaküste. Ihre Augen sind zurückgebildet und liegen unter der Haut. Außer durch die sichtbaren Kiemen atmen die pigmentlosen und daher fast durchsichtigen, bis zu dreißig Zentimeter langen Tiere durch Lungen. Die Larven durchlaufen wie jene vieler Schwanzlurche nur eine unvollständige Metamorphose. Ein weiteres Kuriosum dieser durch industriell verursachte Schwermetallbelastungen des Wassers extrem gefährdeten Spezies ist die gelegentlich beobachtete Geburt entwickelter Jungtiere - eine Alternative zur Eiablage.
Grottenolme können viele Jahre ohne Nahrungsaufnahme überleben und sehr alt werden. Zahlreiche Umsiedlungsversuche in europäische Höhlen, etwa in die Hermannshöhle im Harz, wo Tiere angeblich seit über siebzig Jahren überleben, waren nur selten von Fortpflanzungserfolgen gekrönt.
Grottenolme können viele Jahre ohne Nahrungsaufnahme überleben und sehr alt werden. Zahlreiche Umsiedlungsversuche in europäische Höhlen, etwa in die Hermannshöhle im Harz, wo Tiere angeblich seit über siebzig Jahren überleben, waren nur selten von Fortpflanzungserfolgen gekrönt.
© David Wake (Ausschnitt)
Mexiko- oder Naucampatepetl-Salamander (Pseudoeurycea naucampatepetl) | Diese zu den Mexiko-Salamandern gehörige Art hat keine Lungen oder Kiemen, sondern atmet durch Haut und Mundschleimhaut. Die Lungenlosen Salamander stellen zwei Drittel aller Schwanzlurcharten und leben hauptsächlich in Amerika; hier drangen sie als einzige Schwanzlurche bis in die Tropen vor. Sieben europäischen Arten steht eine einzige, 2005 entdeckte koreanische Spezies gegenüber. Lungenlose Salamander leben meist ganzjährig oberirdisch, wenige sogar auf Bäumen, unterirdisch oder permanent aquatisch. Bemerkenswert ist ihr im Rahmen der Fortpflanzung gezeigter Paarungsmarsch, bei dem sich das Männchen und das Weibchen in zeitweiser Umklammerung fortbewegen.
© ZSL / George Sunter (Ausschnitt)
Bunter Engmaulfrosch (Scaphiophryne gottlebei) | Die Populationen dieses besonders hübschen und deshalb umso selteneren Bewohners Madagaskars wurden ob ihrer Pracht jahrelang regelrecht geplündert: Allein zwischen 2000 und 2001 sind knapp elftausend Engmaulfrösche exportiert worden - viele landeten in deutschen Terrarien. Im Jahre 2002 wurde der Bunte Engmaulfrosch als vom Aussterben bedroht eingestuft und erstmals in das Washingtoner Artenschutzabkommen aufgenommen, das den Handel reglementiert.
Wie 99 Prozent aller madagassischen Amphibien ist der Bunte Engmaulfrosch endemisch, kommt also außerhalb Madagaskars nicht vor. Auf der Insel findet man ihn nur in sehr eng begrenzten Regionen. Die vergrößerten Fingerenden machen ihn zu einem hervorragenden Kletterer. Scaphiophryne gottlebei kann nicht nur seine riesige Schallblase, sondern seinen gesamten Körper mit Luft aufblasen. Manche Beobachter sehen darin eine Strategie zur Abschreckung von Feinden, für andere gehört dies zum Paarungsverhalten. Prall mit Luft gefüllte Exemplare sollen schon in Notlagen gekommen sein, weil sie trotz einer Bedrohung nicht mehr rechtzeitig abtauchen konnten.
Wie 99 Prozent aller madagassischen Amphibien ist der Bunte Engmaulfrosch endemisch, kommt also außerhalb Madagaskars nicht vor. Auf der Insel findet man ihn nur in sehr eng begrenzten Regionen. Die vergrößerten Fingerenden machen ihn zu einem hervorragenden Kletterer. Scaphiophryne gottlebei kann nicht nur seine riesige Schallblase, sondern seinen gesamten Körper mit Luft aufblasen. Manche Beobachter sehen darin eine Strategie zur Abschreckung von Feinden, für andere gehört dies zum Paarungsverhalten. Prall mit Luft gefüllte Exemplare sollen schon in Notlagen gekommen sein, weil sie trotz einer Bedrohung nicht mehr rechtzeitig abtauchen konnten.
© Jaime Bosch (Ausschnitt)
Darwin-Nasenfrosch (Rhinoderma darwinii) | Der abgebildete Darwin-Nasenfrosch (Rhinoderma darwinii) ist ein enger Verwandter des Halbschwimmer-Nasenfroschs Rhinoderma rufum, auch Chile-Darwin-Frosch genannt. Letzterer wurde seit etwa 1980 in seinem Lebensraum Chile nicht mehr gesehen und es existieren auch keine Fotos lebender Tiere. Englisch "edge" steht für "Abgrund" oder "Rand" - vielleicht ist der Darwin-Nasenfrosch schon hinabgestürzt, also ausgestorben. Der Verlust einer EDGE-Spezies ist im Hinblick auf die Biodiversität besonders schwerwiegend, da diese Tiere wenn überhaupt nur wenige nahe Verwandte haben und deshalb genetisch sehr eigenständige Raritäten darstellen.
Die Männchen beider Arten betreiben eine höchst ungewöhnliche Form der Brutpflege: Sie bewachen die befruchteten Eier und nehmen die soeben geschlüpften Kaulquappen in ihren Kehlsack auf, bis sie Wochen später noch als Larven oder schon als kleine Frösche ins Wasser entlassen werden.
Die Männchen beider Arten betreiben eine höchst ungewöhnliche Form der Brutpflege: Sie bewachen die befruchteten Eier und nehmen die soeben geschlüpften Kaulquappen in ihren Kehlsack auf, bis sie Wochen später noch als Larven oder schon als kleine Frösche ins Wasser entlassen werden.
© Jaime Bosch (Ausschnitt)
Südiberische Geburtshelferkröte (Alytes dickhilleni) | Die Spezies wurde erst 1995 entdeckt, weil sie nur in den Bergen Andalusiens im Süden Spaniens beheimatet ist und dort sehr versteckt lebt. Auch bei diesem Lurch betreibt das Männchen Brutpflege, indem es die befruchteten Eier um seine Hinterbeine beziehungsweise Fersengelenke wickelt und mehrere Wochen mit sich herumträgt. Die mittlerweile herangewachsenen Kaulquappen werden schließlich beim Schlüpfen in ein Gewässer entlassen. Das Verhalten der Südiberischen Geburtshelferkröte ist ist noch weitgehend unerforscht.
© Naomi Dook (Ausschnitt)
Gardiner-Seychellenfrosch (Sooglossus gardineri) | Der vielleicht kleinste Frosch der Welt bildet den Abschluss unserer Liste der kuriosen EDGE-Amphibien. Ausgewachsene Exemplare sind mit elf Millimetern Länge gerade mal so klein wie eine Reißzwecke. Die vier Arten der Seychellenfrösche sind endemische Bewohner der gleichnamigen Inseln im Indischen Ozean, wo sie nur die beiden Eilande Mahé und Silhouette des Archipels besiedeln. Auch hier bewachen die Männchen die an Land abgelegten Eier. Die geschlüpften Kaulquappen kriechen huckepack auf Papas Rücken, wo sie bis zum Abschluss der Metamorphose zum vierbeinigen Frosch verbleiben, ohne Nahrung aufzunehmen.
An dieser Stelle befindet sich eine Bildergalerie, die gedruckt leider nicht dargestellt werden kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Eine soeben gestartete Initiative der Londoner Zoologischen Gesellschaft macht auf vergessene oder übersehene und gleichzeitig hochgradig gefährdete Amphibienarten aufmerksam, die zusammen ein biologisches Kuriositätenkabinett darstellen. Die beteiligten Wissenschaftler wollen dazu beitragen, dass die sonderbarsten hundert Vertreter der Lurche die derzeitige globale Aussterbekrise dieser Wirbeltierklasse überleben und auch zukünftige Generationen noch in Erstaunen versetzen können.

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