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Bröckelnder Komet rauschte in Erdnähe
Bröckelnder Komet rauschte in Erdnähe

© Gordon Garrad (Ausschnitt)
Im September 1995 wurde Komet 73P plötzlich 1000mal heller | Der Komet 73P/Schwassmann-Wachmann ist erstmals am 31. Mai 1930 entdeckt worden - in Hamburg, von den zwei aufmerksamen Angestellten des lokalen Observatoriums, Arnold Schwassmann und Arthur Arno Wachmann. Der Minikomet kehrt alle gut fünf Jahre auf einer elliptischen Bahn wieder. Dennoch ist er - als eher kleiner Vertreter der so genannten Jupiter-Familie der Kometen - erst 50 Jahre nach seiner Entdeckung wieder gesichtet worden. Seit 1989 beobachteten ihn Kometenforscher dann bei jedem nahen Besuch, ohne Dramatisches über ihn berichten zu können. Bis zu seinem Besuch 1995 (das Bild zeigt ihn am 27. September des Jahres über Australien) - als er sich dramatisch veränderte und urplötzlich fast 1000fach heller erschien.

© ESO (Ausschnitt)
Der Komet bröckelt! | Der plötzliche Helligkeitsanstieg ließ nur einen Schluss zu: Schwassmann/Wachmann war in unterschiedliche Fragmente zerfallen. Mit dem 3,6-Meter-Spiegelteleskop der Europäischen Südsternwarte und dem EMMI-Instrument des New Technology Telescope wurde bald deutlich, dass der Komet nun drei Kometen waren. Auf dem Bild vom Januar 1996 verrät sich die ungewöhnliche Staubhülle um den weiter auseinanderbrechenden Kern. Im Jahr 2001, beim mit Spannung erwarteten Folgebesuch des fragilen Himmelskörpers, waren von zwischenzeitlich fünf Einzelteilen noch drei auszumachen - die Fragmente E, B und C, das größte und hellste. Sie ziehen wie zerbrechliche Perlen an einer Schnur ihre Bahn.

© ESO (Ausschnitt)
Zunächst entstanden drei größere Fragmente ... | Nun war Schwassmann/Wachmann wieder da - und zwar erneut verändert. Anfang März beobachtete die Südsternwarte zunächst sieben Fragmente - und dann immer weitere. "Fragment B", hier im Bild, holte dabei seit Wochen mehr und mehr an Helligkeit gegenüber Fragment C auf.

© ESO (Ausschnitt)
Fragment B bröselt vor sich hin | Der Grund für das Aufblitzen von Fragment B ist sein Zerfall: Bis zu vierzig Brocken und Bröckchen konnten bald mit großen Instrumenten aufgelöst werden. Auf dem Bild erkennt man mindestens sieben Minikometen, die sich seit Ende März voneinander gelöst haben.

© NASA / ESA / JHUAPL, Harold Weaver / STScI, Max Mutchler und Zolt Levay (Ausschnitt)
Brocken um Brocken | Der Auflösungsprozess ging weiter: Am 18. April demonstrierte uns das Hubble-Weltraumteleskop dieses Leuchtgewitter im Schweif von 73P/Schwassmann-Wachmann.

© Martin Wagner (Ausschnitt)
Auch Amateuraugen sehen scharf | Nicht nur Profis wie Hubble beweisen einen scharfen Blick: Auf der Aufnahme von Hobby-Astronomen Martin Wagner, fotografiert am 24. April, ist die Aufteilung in zwei Kerne deutlich zu erkennen.

© NASA, JPL / Caltech, SSC, William T. Reach (Ausschnitt)
Der Komet im Fokus des Spitzer-Teleskopes | Die Infrarotaufnahme des Spitzer-Weltraumteleskopes zeigt die Spur des Kometen - seine Fragmente ziehen jeweils einen deutlichen Schweif. Zwischen den Fragmenten hat Kometenstaub als feine Linie Spuren entlang des Flugkurses hinterlassen. Für die Aufnahme belichtete die Teleskop-Kamera vom 4. Mai an für 21 Stunden.

© Esa (Ausschnitt)
Der Komet am 7. Mai | Am 7. Mai gelang ein Blick mit der SCAM-Optik der ESA - einem neuen Instrument der Optical Ground Station der Esa auf Teneriffa. Die Kamera ist auf Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt gekühlt, was dem supraleitenden Tunnel-Detektor ermöglicht, fast jedes einfallende Photon einer Lichtquelle zu verzeichnen. Damit eignet sich die Kamera natürlich auch, die schnellen Bewegungen und Lichtschwankungen beim Zerbröseln des Kometen zu dokumentieren. Auf dem Bild sind drei der aus Fragment B gebröckelten neuen Brocken zu erkennen. Die Auflösung beträgt etwa 70 Kilometer pro Pixel.

© Astronomie Heute (Ausschnitt)
Aufsuchkarte des Kometen im Mai | Ganz sicher ist nichts - höchstwahrscheinlich aber geht der Zerfall der Bruchstücke immer noch weiter. Das Fragment B hatte sich am 14. Mai bis auf zehn Millionen Kilometer genähert - immer noch rund 25-mal weiter weg als der Mond. Lange bleibt nicht mehr Zeit, den Kometen zu erspähen - von uns aus gesehen zieht er mittlerweile seine Bahn durch die spätherbstlichen Konstellation des Himmels. Am 7. Mai war er noch knapp unterhalb der hellen Wega gestanden, wie auf der Karte zu erkennen ist.
Vorweg für alle Ängstlichen: Ja, er war völlig ungefährlich. Und ja, er hat uns verfehlt, um mindestens zehn Millionen Kilometer. Damit kam uns Komet 73P/Schwassmann-Wachmann 3 allerdings Mitte Mai so nahe wie kein Schweifstern seit zwanzig Jahren. Spannend war dies besonders wegen der zweifelhaften Stabilität des Brockens – seit Jahren zerfällt er nach und nach in seine Einzelteile. Und daher hofften die Astronomen darauf, dass mehr große Fragmente vom Kometen brechen und 73P urplötzlich ziemlich hell am Himmel erstrahlen lassen. Hier finden sie ein Potpourri der besonders schönen Kometenbilder aus aller Welt.
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