Direkt zum Inhalt

Milchstraßensystem: Die Scheibe unserer Galaxis ist verbogen und wellig

Daten des Astrometriesatelliten Gaia zeigen deutlich die Verformung unseres Milchstraßensystems durch eine Welle in ihrer Scheibe aus Sternen. Was ist dafür verantwortlich?
Eine wissenschaftliche Abbildung zeigt die Seitenansicht einer Galaxie im Weltraum. Die Galaxie erscheint als dünner, leuchtender Streifen mit einem hellen Zentrum, das von einem diffusen Licht umgeben ist. Auf beiden Seiten des Streifens sind farbige Punkte in Blau und Rot zu sehen, die möglicherweise Sterne oder andere astronomische Objekte darstellen. Der Hintergrund ist schwarz, was den Kontrast zur Galaxie verstärkt. Diese Darstellung könnte zur Untersuchung der Struktur und Verteilung von Sternen in der Galaxie dienen. Schlüsselwörter: Galaxie, Weltraum, Sterne, Astronomie.

Die verbogene Galaxis

Beim Blick an den Himmel erscheint die Milchstraße als Sternenband, das den Himmel überspannt, ruhig und unbeweglich. Aber das Gegenteil ist der Fall, unsere Galaxis ist in stetiger Bewegung und niemals ruhig. Schon seit mehr als 70 Jahren ist bekannt, dass die Scheibe nicht völlig flach, sondern in sich verbogen ist. Zudem konnte bereits im Jahr 2020 mit dem Astrometriesatelliten Gaia der Europäischen Weltraumagentur ESA nachgewiesen werden, dass unser Milchstraßensystem wie ein Kreisel wackelt.

Im September 2025 veröffentlichte die ESA eine weitere fundamentale Erkenntnis: Eine gewaltige Welle stört die Bewegungen der Sterne in ihrer Scheibe über mehrere zehntausend Lichtjahre. Sie breitet sich ähnlich einer Welle in einem Teich, in den man einen Stein geworfen hat, nach außen zum Rand der Galaxis aus und nimmt einen signifikanten Teil von ihr ein.

Die Welle zeigt sich im Bild durch rote und blaue Punkte, die für die Positionen von Sternen stehen. Rote Punkte zeigen Sterne an, die sich oberhalb der Scheibe befinden, blaue Sterne dagegen unterhalb. Zudem lässt sich die seit Langem bekannte Verbiegung erkennen; am linken Rand weist sie nach oben, am rechten nach unten.

Die Daten von Gaia enthalten die Bewegungen von mehr als zwei Milliarden Sternen in den drei Dimensionen des Raums und zusätzlich die dazugehörigen Geschwindigkeiten der Sterne, ebenfalls in allen drei Raumrichtungen. Aus diesen Daten ergibt sich, dass sich die neuentdeckte Welle mindestens über 30 000 Lichtjahre, aber vielleicht auch bis zu 65 000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum ausbreitet (zum Vergleich: Der Durchmesser unseres Milchstraßensystems wird mit 100 000 Lichtjahren angegeben).

Was diese gigantische Welle aber erzeugt hat, ist bislang unbekannt. Eine Möglichkeit wäre die Kollision der Galaxis mit einer Zwerggalaxie vor längerer Zeit. Sie wäre also der »Stein«, der in den »Milchstraßenteich« hineingefallen ist.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.