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Kurioser Killer: Diese Pflanze saugt Wespen aus

Diese unauffällige Schlingpflanze wächst als Parasit auf Eichen. Aber wie sich herausstellt, führt sie ein Doppelleben - als Jäger.
Zwei Galläpfel mit einer Ranke

Galläpfel mit Schlingfaden

Eine Pflanze, die Wespen jagt, hat eine Arbeitsgruppe um Scott P. Egan von der Rice University in Houston entdeckt. Bei dem unerwarteten Räuber handelt es sich um den Schlingfaden Cassytha filiformis, der als Parasit auf Eichen sitzt und von diesen Nährstoffe abzapft. Doch die Rankenpflanze hat eine Doppelexistenz, wie sich nun herausstellte: Sie tötet gezielt parasitische Gallwespen, die in erbsengroßen Galläpfeln an der Unterseite von Eichenblättern heranwachsen. Die Insekten nämlich erzeugen die kugeligen, tumorähnlichen Auswüchse mit Hilfe biochemischer Tricks und nutzen sie als gut gesicherte Kinderstube für ihren Nachwuchs. Allerdings nicht gut genug gesichert, um der heimtückischen Schlingpflanze zu entkommen, berichtet die Gruppe nun in »Current Biology«: Bei 23 von 51 von Cassytha befallenen Galläpfeln, die sie in Florida gesammelt hatte, fand sie die Wespe im Inneren tot und mumifiziert vor, in der Kontrollgruppe von 101 nicht befallenen dagegen lediglich zwei.

Mehr als die Hälfte aller Galläpfel, die das Team um Egan im Untersuchungsgebiet zählte, seien von den Ranken befallen gewesen. Dass die Angriffe auf die Wespen-Verstecke zielen, schließt der Forscher aus einer Besonderheit der Ranken. Die nämlich haften sich mit ihren Nährstoffe abzapfenden Saugorganen an verschiedene Teile der Eichenpflanze, nie aber an die Unterseite der Blätter, wo die Galläpfel sitzen – an die Galläpfel selbst jedoch durchaus. Unklar ist bisher noch, ob die Ranke es nur auf die Galläpfel abgesehen hat und die Wespe ein Kollateralschaden ist oder ob Cassytha tatsächlich analog zu klassischen Insekten fressenden Pflanzen bestimmte Nährstoffe aus den Insekten zieht, die sie bei ihrem Pflanzenwirt nicht bekommt. Vor allem aber vermuten die Fachleute, dass sie hier bloß auf die Spitze des Eisbergs gestoßen sind: Weltweit gebe es mehr als 1000 Gallwespenarten – und etwa 4000 parasitische Pflanzen, die sich womöglich bislang unbemerkt an ihnen vergreifen.

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