Direkt zum Inhalt

Arthropoden: Ein vielbeiniger Drachenläufer

Viele Krustentiere betreiben eine besondere Brutpflege. Doch einer ihrer Vorfahren nutzte ein besonders exotisches Verfahren. Es erinnert Forscher an einen Roman-Bestseller.
Der Drachenläufer

Der Drachenläufer

Bevor die Taliban ihre Schreckensherrschaft über Afghanistan errichteten, war es eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Menschen dort, Drachen steigen zu lassen. Ihre Leidenschaft wurde in dem Welterfolg "Drachenläufer" literarisch verewigt – und inspirierte Paläontologen um Derek Briggs von der Yale University. Sie nannten einen neu entdeckten Arthropoden Aquilonifer spinosus, was übersetzt ungefähr "dorniger Drachenträger" bedeutet. Das Tier lebte vor rund 430 Millionen Jahren und ist bislang nur durch ein einziges Exemplar bekannt, das im englischen Herefordshire gefunden wurde. Besonders ein Merkmal faszinierte die Wissenschaftler: "Wir kennen heute keine einzige Art, die ihren ungeborenen Nachwuchs in kleinen Kapseln spazieren trägt, die nur mit dünnen Anhängseln am Oberkörper befestigt sind", so Briggs.

Der fossile Drachenläufer schleppt zehn Jungtiere in unterschiedlichen Entwicklungsstadien mit sich herum. Das bedeutet allerdings auch, dass sich die adulten Tiere immer erst häuten konnten, wenn der gesamte Nachwuchs geschlüpft war; sonst wäre er mit dem Exoskelett abgestoßen worden. Die Tiere besaßen wohl keine Augen; ein schildartiger Panzer schützte sie vor Fressfeinden. Ihren Lebensraum teilten sie sich mit zahlreichen anderen Wirbellosen wie Muscheln, Schwämmen, Pfeilschwanzkrebsen und Würmern. Dass es sich bei den Anhängseln um Schmarotzer handeln könnte, schließen Briggs und Co aus, denn sie hängen an relativ ungünstigen Stellen, um Nährstoffe aus ihrem Wirt zu saugen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.