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Emotionen: Empathie bei Tieren
Emotionen: Empathie bei Tieren
Mitgefühl - die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen - hat nicht nur der Mensch: Auch einige Tierarten sind dazu in der Lage. Und von manchen könnte Homo sapiens durchaus noch etwas lernen.
von Antje Findeklee

© fotolia / Jean Schweitzer (Ausschnitt)
© fotolia / Jean Schweitzer (Ausschnitt)
Tröstende Elefanten | Elefanten sind bekannt für ihre intensive soziale Bindung in der Gemeinschaft. Beobachtungen in einem thailändischen Elefantencamp zeigen, wie mitfühlend die sensiblen Dickhäuter reagieren: Signalisiert ein Artgenosse durch tiefes Brummen und aufgestellte Ohren und Schwanz akuten Stress, eilt ein anderer Elefant herbei und berührt sanft sein Gesicht oder greift ihm mit seinem Rüssel ins Maul. Tierverhaltensforscher Joschua Plotnick vergleicht die Geste mit einer beruhigenden Umarmung bei Menschen.
© fotolia / Pascal Martin (Ausschnitt)
Aufmerksame Bonobos | Gefühle anderer zu erkennen und darauf zu reagieren, ist zentral für die Bindung innerhalb einer Gruppe und das Überleben darin. Auch Bonobos beherrschen es, die Gefühle ihrer Artgenossen zu interpretieren: Sie sprechen auf emotionale Bilder aus ihrem Alltag schneller an als auf Aufnahmen mit neutralen Szenen. Anders als Menschen, die vor allem bei bedrohlichen Situationen reagieren, richten Bonobos ihre Aufmerksamkeit eher auf Bilder mit Szenen mit beschützendem oder verbindendem Charakter, etwa die Pflege von Artgenossen oder auch Bilder der Paarung. Das sei womöglich durch das vergleichsweise sehr friedliche Leben der Bonobos bedingt, vermuten Forscher.
© Matthias Krüttgen / stock.adobe.com (Ausschnitt)
Altruistische Ratten | Auch Ratten zeigen so etwas wie Mitgefühl: Sie befreien gefangene Artgenossen aus einem Käfig, selbst wenn sie sich dadurch um eine größere Portion Schokolade bringen. Hatten die Tiere das Öffnen der Käfige erst einmal erlernt, zögerten sie nicht, eine darin eingesperrte Ratte herauszulassen. Bestand die Wahl zwischen Befreiung und Schokolade, kümmerten sie sich zuerst um den Artgenossen und teilten anschließend brüderlich den Leckerbissen. Steckte im Käfig dagegen eine Spielzeugratte oder blieb er leer, zeigten die Tiere kein Interesse an dem Gefängnis. Das zielgerichtete Befreien sei daher ein Ausdruck von Empathie, so die Interpretation der Forscher.
© National Park Service (Ausschnitt)
Mitfühlende Raben | Jugendliche Kolkraben auf Nahrungssuche streifen in größeren Trupps umher. Dabei kommt es durchaus mal zu Streit. Der Verlierer des mit Schnabelhieben und Scheinattacken ausgetragenen Kampfes bleibt danach jedoch nicht allein zurück, sondern wird von unbeteiligten Artgenossen getröstet: Sie spielen oder schnäbeln mit ihm oder bieten ihm Futter an. Manchmal bitten die Unterlegenen sogar um solche Zuwendung - erfolgreich. Dieses "Mitgefühl" sorgt nicht nur wieder für Frieden in der Gruppe, sondern verringert auch den Stress für die direkt Beteiligten.
© fotolia / dieter76 (Ausschnitt)
Gähnende Wellensittiche | Das Phänomen des ansteckenden Gähnens kannte man bisher von Säugetieren; es gilt als Zeichen für Empathie. Offenbar wirkt Gähnen aber auch unter Wellensittichen ansteckend: Sieht ein Vogel einen Artgenossen gähnen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass er selbst ebenfalls gähnt. Das Phänomen war aus freier Wildbahn schon länger bekannt und wurde 2015 auch mit Laborexperimenten nachgewiesen. Ob ansteckendes Gähnen aber tatsächlich ein Zeichen für Empathie ist, darüber sind sich Forscher bislang nicht einig.
© fotolia / Christian Maurer (Ausschnitt)
Großzügige Kapuzineraffen | Während Menschen häufig dazu tendieren, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, wiegen Haubenkapuziner (Cebus apella) Hilfeleistungen nicht auf: Sie bleiben ihren Artgenossen gegenüber immer großzügig. In einem Experiment wählten sie stets die Option, bei der außer ihnen noch weitere Tiere profitierten - selbst wenn diese dann sogar eine bessere Belohnung erhielten. Und verhielt sich ein Äffchen mal egoistisch, rechnete ihm sein Partner dies in der nächsten Runde nicht negativ an.
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