Erdbeobachtung: Satellit schaut dem Wald unters Blätterdach

Wie viel CO2 steckt im Wald?
Keine Dämme, keine Schleusen, keine Begradigung – in wilden Kurven mäandert der Rio Beni aus den bolivianischen Anden abwärts in Richtung Brasilien. An den Ufern des Flusses drängen sich Regenwald (Grüntöne im Bild), Überschwemmungsgebiete (rot) und Graslandschaften (blau-lila). Unberührt ist diese Natur jedoch nicht: In kaum einem anderen Land wurde so viel Regenwald abgeholzt wie in Bolivien, in erster Linie, um Flächen für die Landwirtschaft zu erschließen. Doch so, wie auf diesem Bild gezeigt, hat diese Landschaft bis vor Kurzem noch niemand gesehen.
Das Foto stammt von dem Erdbeobachtungssatelliten Biomass. Im April 2025 schickte die ESA ihn in den Orbit, zwei Monate später sendet er nun erste Bilder zur Erde. »Wir befinden uns noch in der Phase der Inbetriebnahme und der Feinabstimmung des Satelliten«, sagt Michael Fehringer, der die Mission für die ESA leitet. Doch schon jetzt ist er begeistert. »Die ersten Bilder sind geradezu spektakulär – und sie sind nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird.«
Der Satellit soll unser Verständnis von Wäldern und ihrer Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf maßgeblich erweitern. Dafür ist er mit einem speziellen langwelligen Radar ausgestattet, der das Blätterdach der Bäume durchdringt und auf die Art die gesamte Waldstruktur sichtbar macht – Stämme, Äste und Zweige. So können sich Forschende ein genaues Bild davon machen, aus wie viel hölzerner Biomasse ein Wald besteht und wie viel Kohlenstoffdioxid er speichert. Außerdem erhofft sich die ESA von dem Satelliten neue Erkenntnisse darüber, wie extreme Erdregionen wie Wüsten oder die Arktis beschaffen sind. In der Sahara durchdringt der Radar beispielsweise fünf Meter dicke Sandschichten und macht so längst ausgetrocknete Flussläufe und Seen wieder sichtbar.
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