Ferngesteuerte Zombie-Ameise
Zombie-Ameise
Normalerweise leben tropische Holzameisen hoch im Kronendach tropischer Regenwälder. Doch bisweilen werden einzelne Individuen von einem heimtückischen Feind überfallen, der sie erst fremdbestimmt – und anschließend fern der heimatlichen Ameisenkolonie meuchelt: Ein parasitischer Pilz namens Ophiocordyceps unilateralis infiziert die Insekten, breitet sich in ihrem Leib aus, tötet sie schließlich und treibt dann seinen Fruchtkörper aus, der im Bild aus dem Kopf der Ameise wächst.
Den genauen Lebenszyklus und die Interaktion von Pilz und Zombie-Ameise haben nun David Hughes von der Penn State University und seine Kollegen im thailändischen Dschungel näher untersucht. Sobald der Parasit in den Körper und Kopf der Ameisen eingedrungen, schwächt er die Muskeln, da er deren Fasern auseinanderdrückt, so dass sie ihre Spannung verlieren. Gleichzeitig lösen sie Krämpfe aus, weshalb die Ameisen aus dem Blätterdach zu Boden stürzen.
Da ihr Gehirn zunehmend zerstört wird, können sie sich nicht mehr orientieren und bleiben im schattigeren und feuchteren Unterholz, wo sich bessere Lebensbedingungen für den Pilz finden. Bald schlägt dann aber auch schon die letzte Stunde für die ferngelenkten Sechsbeiner: Sobald der Parasit den Körper weit gehend übernommen hat, wartet er auf die Mittagshitze – um sein Opfer einen letzten Bissen ausführen zu lassen: Die hohen Temperaturen beschleunigen ein letztes Mal das Pilzwachstum und zerstören die Muskeln der Ameisenkiefern: Das Tier beißt noch einmal zu, treibt seine Mandibeln in ein Blatt und stirbt dann vor Ort, ohne sie noch einmal zu öffnen.
Nach dem Tod der Ameise nützt der Pilz schließlich die letzten Nährstoffe des fixierten Wirts aus und treibt seinen Fruchtkörper aus dem Kopf aus. Wenige Tage später entlässt dieser schließlich reife Sporen, die neue Ameisen infizieren können. (dl)
BMC Ecol. (im Druck), 2011
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