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Fossile Singzikade: 47 Millionen Jahre altes Zirpen

Erstmals haben Fachleute in der Fossillagerstätte Grube Messel das Fossil einer Singzikade entdeckt. Der Fund aus dem UNESCO-Welterbe nahe Darmstadt liefert neue Erkenntnisse über die Ausbreitung dieser Insektengruppe in Europa während des Känozoikums.
Fossil einer Zikade, eingebettet in helles Gestein. Die Flügel sind ausgebreitet und zeigen detaillierte Adern. Die dunklen Bereiche des Fossils heben sich deutlich vom umgebenden Material ab.

Letzte Ruhe in Ölschiefer

In der Fossillagerstätte Grube Messel haben Forschende um Sonja Wedmann vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt am Main einen einzigartigen Fund gemacht: Die versteinerten Überreste von Eoplatypleura messelensis, einer Vertreterin der Singzikaden. Damit gelang ihnen der weltweit früheste Nachweis für die Unterfamilie Cicadinae, die heute zu den artenreichsten Insektengruppen gehört. Die Neuentdeckung wurde im Fachjournal »Scientific Reports« veröffentlicht.

Das versteinerte Singzikaden-Weibchen fand in Ölschiefern aus dem Känozoikum seine letzte Ruhe und ist nahezu vollständig erhalten geblieben. Es hat eine Körperlänge fast 27 Millimetern und eine Flügelspannweite von ungefähr 68 Millimetern. Die neu beschriebene Zikadenart fällt neben ihrer Größe besonders durch ihre auffällig gemusterten Flügel auf. »Diese Muster ähneln denen heutiger Zikadenarten der Platypleurini-Gruppe, die in Wald- und Buschlandschaften leben. Angesichts der damaligen subtropischen Vegetation im Messeler Gebiet vor etwa 47 Millionen Jahren könnte die Färbung eine ähnliche ökologische Funktion erfüllt haben – etwa zur Tarnung«, sagte die Paläontologin und Erstautorin Hui Jiang gegenüber dem idw.

Bis heute haben Fachleute 44 fossile Funde von Zikaden aus dem Känozoikum, der Zeit von vor ungefähr 66 Millionen Jahren bis heute, dokumentiert. Der jetzige Fund liefere nicht nur neue Erkenntnisse über die Ursprünge und Verbreitungsmuster der Platypleurini, heißt es in der Studie. Eoplatypleura messelensis könne künftig auch als wichtige zeitliche Referenz für genetische Studien zur Entwicklungsgeschichte dieser Tiere dienen.

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