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Seltener Fossilienfund: Prähistorische Schnecke mit Baby an Bord

In Taiwan hat man versteinerte Süßwasserschnecken aus dem frühen Pleistozän gefunden – inklusive Babyschnecken in ihrem Inneren. Die Entdeckung gibt Aufschluss über die Ökologie lebendgebärender, prähistorischer Gastropoden.
Eine fossile Muschel, die teilweise beschädigt ist, auf schwarzem Hintergrund. Die Schale zeigt sichtbare Schichten und Ablagerungen von Sedimenten. Rechts unten befindet sich eine Maßstabsleiste mit der Beschriftung "1 cm".

Für immer ungeboren

Ein taiwanesisches Forschungsteam hat mehrere Weichtier-Fossilien aus der Tananwan-Formation geborgen, einer Sedimentformation im Nordwesten Taiwans. Den Wissenschaftlern zufolge ist das die erste Entdeckung von Süßwassermollusken aus dem frühen Pleistozän in dieser Region. In einer ein Meter dicken Schlammsteinschicht identifizierten die Fachleute gut erhaltene Gastropoden (Schnecken) sowie eine Muschelart. Am häufigsten fanden sie Sinotaia quadrata – eine Süßwasserschnecke mit Kieme und Deckel (Operculum) aus der Familie der Viviparidae, also der lebendgebärenden Sumpfdeckelschnecken.

Unter den 37 untersuchten S. quadrata-Exemplaren entdeckten die Wissenschaftler zwei zerbrochene Schalen, die mehrere Jungtiere enthielten. Fossilien von Jungen, die sich noch in den Schalen weiblicher Viviparidae befinden, sind äußerst selten – dies ist der weltweit zweite Fund. Er könne wichtige Hinweise auf die Ökologie und Fortpflanzung der prähistorischen Sumpfdeckelschnecken liefern, so die Forscher.

Die Viviparidae sind getrenntgeschlechtlich, keine Zwitter wie viele andere Schneckenarten. Die befruchteten Eier entwickeln sich in einem Teil des weiblichen Eierstocks. Ein Muttertier trägt meist mehrere Jungen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien in sich. Das jeweils älteste Tier wird dann einzeln geboren.

»Die Studie stellt einen bedeutenden Fortschritt für das Verständnis der Süßwasser-Paläontologie Taiwans dar. Während über 99 Prozent der fossilen Molluskenfunde der Insel aus dem Meer stammen, dokumentieren die Autoren die erste gut beschriebene Süßwasser-Fossiliengruppe aus dem frühen Pleistozän aus der Tananwan-Formation«, sagt Chun-Hsiang Chang vom National Museum of Natural Science in Taiwan gegenüber dem Science Media Center Taiwan.

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