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Fragile Falter
Fragile Falter

© Kars Velling (Ausschnitt)
© Kars Velling (Ausschnitt)
Kleiner Fuchs | Der Kleine Fuchs (Aglais urticae) gehört noch zu den häufigsten Tagfaltern Deutschlands und findet sich im Sommer teilweise in großen Mengen am Schmetterlingsflieder ein. Sollten die Temperaturen in Europa bis 2080 allerdings um rund vier Grad Celsius steigen - dem schlimmstmöglichen Szenario der Klimaforscher -, könnte er bis zu 85 Prozent seines derzeitigen Lebensraums einbüßen und müsste nach Norden abwandern.
© Rudi Verovnik (Ausschnitt)
Eschen-Scheckenfalter | Der Eschen-Scheckenfalter (Euphydryas maturna) oer Maivogel gehört dagegen zu den wenigen Profiteuren des Klimawandels in Europa: Er könnte seine Heimat ausdehnen. Seine Raupen ernähren sich ausschließlich von den Blättern der Esche.
Momentan gilt die Art zumindest in Deutschland als hochgradig gefährdet, weil ihr bevorzugter Lebensraum - feuchte Waldwiesen - verschwunden ist.
Momentan gilt die Art zumindest in Deutschland als hochgradig gefährdet, weil ihr bevorzugter Lebensraum - feuchte Waldwiesen - verschwunden ist.
© Rudi Vevronik (Ausschnitt)
Großer Eisvogel | Der Großer Eisvogel (Limenitis populi) wiederum gehört zu den Verlierern, obwohl er ohnehin bereits zu den Seltenheiten in Deutschland zählt: Er benötigt kalte Winter für sein Überleben. Noch lebt er in lichten Laubwäldern, wo er seine Eier an Espen und Schwarzpappeln ablegt.
Heizt sich Europa tatsächlich so stark auf, wie von den Klimatologen im Extremfall befürchtet, würden sich 95 Prozent des derzeitig geeigneten Verbreitungsgebietes von einem knappen Viertel der 300 untersuchten Arten als zu warm erweisen.
Heizt sich Europa tatsächlich so stark auf, wie von den Klimatologen im Extremfall befürchtet, würden sich 95 Prozent des derzeitig geeigneten Verbreitungsgebietes von einem knappen Viertel der 300 untersuchten Arten als zu warm erweisen.
© Karl Heyde (Ausschnitt)
Magerrasen-Perlmutterfalter | "Freuen" kann sich der Magerrasen-Perlmutterfalter (Boloria dia), denn auch ihm stünde rein klimatisch eine Lebensraumausweitung bevor. Dieser Falter bevorzugt Trocken- und Halbtrockenrasen, Heidegebiete oder neue Kahlschläge mit Veilchen.
Auf Grund ihrer erhöhten Mobilität können Schmetterlinge wie Vögel flexibler auf den Klimawandel reagieren - zumindest theoretisch. Denn viele Insektenarten sind eng an Wirtspflanzen gebunden, die steigenden Temperaturen nicht so schnell folgen können. Sie bilden damit oft das Nadelöhr für die Falter.
Auf Grund ihrer erhöhten Mobilität können Schmetterlinge wie Vögel flexibler auf den Klimawandel reagieren - zumindest theoretisch. Denn viele Insektenarten sind eng an Wirtspflanzen gebunden, die steigenden Temperaturen nicht so schnell folgen können. Sie bilden damit oft das Nadelöhr für die Falter.
© C. Swaay (Ausschnitt)
Mädesüß-Perlmutterfalter | Besonders betroffen von der Erwärmung sind hierzulande Arten, die eiszeitliche Relikte in der Region darstellen oder die auf Lebensräume angewiesen sind, die nur unter kühleren Bedingungen gedeihen. Der Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) bevorzugt feuchte bis nasse Brachen oder verfilzte Halbtrockenrasen mit Kleinem Wiesenknopf, die unter trockeneren Bedingungen seltener werden.
Besonders hart könnte es Gebirgsarten treffen wie den Roten Apollo (Parnassius apollo), der zu den am stärksten bedrohten Arten Deutschlands zählt.
Besonders hart könnte es Gebirgsarten treffen wie den Roten Apollo (Parnassius apollo), der zu den am stärksten bedrohten Arten Deutschlands zählt.
© A. Vliegenthart (Ausschnitt)
Dukaten-Feuerfalter | Dieser leuchtend rote Geselle mit dem schönen Namen Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae) ist eng an Ampfer-Arten gebunden und findet sich ebenfalls im neuen Atlas. Die Schmetterlinge darin sollen exemplarisch für Europas Insekten stehen: "Die Art und Weise, in der Tagfalter betroffen sind, gibt uns gute Anhaltspunkte darüber, wie auch viele andere Insekten reagieren dürften - und Insekten machen nicht nur zwei Drittel aller Artenvielfalt aus, sondern sind beispielsweise auch unverzichtbar für erfolgreiche Landwirtschaft", betont Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig.
© C. Swaay (Ausschnitt)
Aurorafalter | Ein gängiger Falter in Gärten und auf Wiesen ist ebenfalls noch der Aurorafalter (Anthocharis cardamines), der vielleicht bald ebenso ausweichen muss, wenn die Prognosen der Wissenschaftler eintreffen. Seine Puppe überwintert an Pflanzenstängeln, und das wird bei milderem Winterwetter womöglich zum Problem: Gefährliche Bakterien, Pilze oder Fressfeinde sind länger aktiv und bedrohen den Nachwuchs.
© C. Swaay (Ausschnitt)
Braunfleckiger Perlmutterfalter | Am Rande von Mooren tummelt sich gerne der Braunfleckige Perlmutterfalter (Boloria selene) - ein Biotop, das durch Drainagen bereits stark gelitten hat und durch den Klimawandel noch stärker gefährdet wird.
© A. Vliegenthart (Ausschnitt)
Großer Perlmutterfalter | Ein ähnliches Schicksal wie seinem Verwandten droht auch dem Großen Perlmutterfalter (Argynnis aglaja): Er lebt auf blumenreichen Magerrasen - etwa Bergmatten der Mittelgebirge und der Alpen -, in extensiv genutzten Mooren und Küstendünen.
© Josef Settele (Ausschnitt)
Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling | Zu den interessantesten Schmetterlingen gehören die Ameisenbläulinge wie dieser Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous): Ihre Raupen lassen sich von Ameisen in deren Nest tragen, wo sie wiederum den Nachwuchs ihrer Gastgeber fressen. Im Ameisenbau verpuppen sie sich auch - gut geschützt von den ahnungslosen Wirten. Die Art steht allerdings auf der Roten Liste - und muss ebenfalls mit Lebensraumschwund rechnen.
© Kars Velling (Ausschnitt)
Kleiner Schillerfalter | Eine wärmeliebende Art ist der Kleine Schillerfalter (Apatura ilia) - steigende Temperaturen könnten ihn also zukünftig bevorteilen. Insgesamt 60 Schmetterlingsarten breiten sich momentan bekanntermaßen in Europa nach Norden aus, wobei sie von ihren weit verbreiteten Futterpflanzen profitieren.
© C. Swaay (Ausschnitt)
Segelfalter | Wer gerne große Schmetterlinge bewundert, darf sich vielleicht auch bald öfter über den Segelfalter (Iphiclides podalirius) freuen. Er ist eine extrem wärmebedürftige Art und bevorzugt heiße, felsige Hänge, Blockschutthalden, Steinriegel, Bahndämme, Trockenrasen sowie warme Waldlichtungen. Aber auch Kiefernheidegebiete und Bergbaufolgelandschaften in der Lausitz zählen zu seiner Heimstatt. Er ist am Mittelmeer durchaus häufig und könnte bald vermehrt aus Süden zuziehen.
Es wird wärmer in Deutschland: Eigentlich eine gute Sache für Insekten, die den Kältetod nicht mehr fürchten müssten – wenn sie dafür nicht ihre Heimat verlören. Ein neuer Klimaatlas der Tagfalter Europas vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig zeigt, dass in den nächsten Jahren viele Schmetterlingsarten große Teile ihres Verbreitungsgebiets verlieren könnten und nach Norden abwandern müssten.
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