Cryptolacerta hassiaca | Das 47 Millionen Jahre alte Fossil von Cryptolacerta hassiaca ist fast vollständig, nur die äußerste Schwanzspitze fehlt. Vorder- und Hinterbeine waren vergleichsweise klein - ein Hinweis darauf, dass die Reduktion der Gliedmaßen bereits eingeleitet war.
3-D-Rekonstruktion | Die Forscher um Johannes Müller vom Museum für Naturkunde in Berlin nahmen das etwa sieben Zentimeter lange Fossil aus der Grube Messel bei Darmstadt mit Röntgen-Computertomografie genau unter die Lupe und erstellten eine 3-D-Rekonstruktion. Dabei fanden sie ein Mosaik von Merkmalen Echter Eidechsen und Doppelschleichen. Insbesondere der stark verknöcherte Schädel erinnert an den Schädel heutiger Doppelschleichen, die ihren Kopf als "Grabschaufel" nutzen. Die Ergebnisse widersprechen der Vorstellung, Schlangen und andere grabende Reptilien könnten einen gemeinsamen Vorfahren gehabt haben - offenbar hat sich die Körperform mehrfach unabhängig voneinander entwickelt.
Im Lebensraum | Diese Rekonstruktion von Cryptolacerta hassiaca zeigt das Tier in seinem vermutlichen Lebensraum: gut getarnt in der Laubschicht des Waldes, wo es sich gelegentlich auch regelrecht eingrub, um sich zu verstecken. Dies schließen die Wissenschaftler aus einem Vergleich der Körperproportionen mit denen heutiger Echsen.
Handwühle | Die Gattung Bipes umfasst die einzigen heute lebenden Doppelschleichen, die noch Vorderbeine besitzen, alle anderen sind komplett beinlos. Die Tiere kommen vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten vor - auch um Messel herrschte im Eozän ein tropenähnliches Klima. In Europa leben heute nur noch die Maurische Netzwühle (Blanus cinereus) auf der Iberischen Halbinsel und die Türkische Netzwühle (Blanus strauchi) vom östlichen Mittelmeerraum bis in den Irak.
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Noch immer zählt es zu den evolutionsbiologischen Rätseln, wer zur näheren Verwandtschaft der Schlangen zählt. Genetische Untersuchungen vermuten sie im Bereich der Leguane und Warane, die Morphologie gruppiert sie eher in die Nähe der Doppelschleichen (Amphisbaenidae), wurmartigen grabenden Schuppenkriechtieren. Doch auch deren Stellung ist noch unklar: Hier deuten molekularbiologische Daten eher auf enge Beziehungen zu den Echten Eidechsen (Lacertidae). Ein Fossilfund in der Grube Messel bei Darmstadt klärt nun die schwierigen Verwandtschaftsverhältnisse.
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