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Gesichtsrekonstruktion: Kaiser Nero (fast) haargenau

Der spanische Bildhauer Salva Ruano gestaltet verblüffend hyperrealistische Skulpturen römischer Imperatoren. Über seinen Nero hätte sich wohl sogar Klatschautor Sueton gefreut.
Das Antlitz des Kaisers

Das Antlitz des Kaisers

Im Monumentalschinken »Quo vadis« prägte Peter Ustinov 1951 mit seiner Darstellung des verschmitzten, verzogenen und grenzwertig verrückten Imperators das Nero-Bild einer ganzen Generation. Der spanische Bildhauer Salva Ruano präsentiert nun eine deutlich weniger künstliche Kunstfigur: Sein Nero ist ein Mensch wie du und ich, wenn auch durchaus unsympathisch.

Düster, verschlagen, geringschätzig: Dazu passt das Bild, das uns die großen Geschichtsschreiber vom Kaiser vermitteln wollten. Durch Intrigen seiner Mutter war Nero im Jahr 54 als 16-Jähriger an die Macht gekommen, im Jahr 68 entzog er sich durch Freitod seiner bevorstehenden Verhaftung. Dazwischen tat er angeblich allerhand Schändliches, der große Brand von Rom wird ihm aber wohl zu Unrecht zur Last gelegt.

Ruano, von Kindesbeinen an fasziniert vom alten Rom, formt in Silikonabgüssen historischer Skulpturen minuziös Hautfalten, Poren, Alterserscheinungen. Der Aufwand ist enorm, die Haare werden teils einzeln eingestochen. Auch Caligula, Augustus und Cäsar rekonstruierte er anhand von historischen Beschreibungen und plastischen Darstellungen – wohl wissend, dass weder das eine noch das andere je um Objektivität bemüht war. Wo endet beim notorisch unzuverlässigen Sueton das Berichtende (»fleckige Haut«), wo beginnt die Verächtlichmachung (»übel riechend«)? Ruano greift den ursprünglichen Beinamen von Neros biologischer Familie »Ahenobarbus« (der Kupferbärtige) auf und macht ihn rothaarig. Kinnbart und Doppelkinn finden sich auf zeitgenössischen Porträts.

Die Skulptur, auf der die Rekonstruktion beruht, ist dabei selbst eine: Nur ein Teil des Gesichts ist antik, der Rest wurde in der frühen Neuzeit ergänzt, wohl auch unter dem Eindruck der rufschädigenden Überlieferung.

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