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Gravitationslinse: Gigantische kosmische Linse

Eine Gravitationslinse lenkt das Licht hunderter Galaxien weit im Hintergrund ab und verstärkt ihr Leuchten. Somit lässt sich tief in die Vergangenheit des Kosmos blicken.
Ein beeindruckendes Bild des Weltraums, das eine Vielzahl von Galaxien zeigt, die in verschiedenen Farben leuchten, darunter helle Weiß- und Orangetöne. Im Zentrum des Bildes befindet sich eine große, helle Galaxie, umgeben von vielen kleineren, die einen tiefen, dunklen Hintergrund ausfüllen. Einige Sterne erscheinen als helle Lichtpunkte mit strahlenden Lichtspitzen. Dieses Bild vermittelt die Weite und Schönheit des Universums.

Tiefer Blick in Zeit und Raum: Abell S1063

Im südlichen Sternbild Kranich, lateinisch Grus, rund 4,5 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt, befindet sich der riesige Galaxienhaufen Abell S1063. Er enthält eine gigantische Menge an Materie, deren Schwerkraft so stark ist, dass sie den Raum um sich herum krümmt und dadurch das Licht weit hinter ihr stehender Galaxien ablenkt und verzerrt – der Galaxienhaufen fungiert als Gravitationslinse. Dies ist ein Effekt, den der berühmte Physiker Albert Einstein schon vor mehr als 100 Jahren in seiner allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt hatte.

Auf diesem Bild, das mit dem James Webb Space Telescope (JWST) im Infraroten aufgenommen wurde, lassen sich hunderte rötlicher, gekrümmter Streifen erkennen. Es sind Bilder von Hintergrundgalaxien, deren Licht durch die Linse verstärkt wurden, so dass sie überhaupt sichtbar werden. Sie ordnen sich kreisförmig um Abell S1063 im Zentrum an, da die Gravitationslinse eine eher schlechte Abbildungsqualität hat. In manchen der Streifen lassen sich hellere Regionen sichten, es ist das Leuchten der Kernzonen der Welteninseln. Manche Galaxien, die näher bei Abell S1063 stehen, sind weniger stark verzerrt und lassen sich als Spiralgalaxien ähnlich unserer Galaxis erkennen.

Für das Bild wurden mit dem JWST fünf Tage lang Infrarotphotonen gesammelt. Eine derart lange Belichtung wird auch als »tiefes Bild« bezeichnet, da auf diese Weise ebenso sehr lichtschwache Objekte weit im Hintergrund erfassbar werden. Mit Hilfe des JWST und Abell S1063 ist hier ein Blick weit in die Vergangenheit des Universums möglich, als dieses erst einen Bruchteil seines heutigen Alters von 13,87 Milliarden Jahren erreicht hatte.

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