Materialwissenschaft: Glasboot aus dem 3-D-Drucker

Minischiff aus Gel und Licht
Auch bei der Glasherstellung schafft der 3-D-Druck neue Möglichkeiten. Das uralte Handwerk der Glasbläserei dürfte, ähnlich wie zum Beispiel bereits der Hausbau, durch die schichtweise Drucktechnik um einige originelle und ehemals unmögliche Formen bereichert werden.
Allerdings waren beim Glasdruck bisher komplexe Materialmischungen, Bindemittel und Nachbehandlungen nötig. Im September 2025 hat ein Forschungsteam der Hebräischen Universität Jerusalem einen neuen, einfacheren Ansatz vorgestellt. Das Team fertigte knapp einen Zentimeter kleine Figuren – darunter dieses Bötchen –, indem es eine spezielle Lösung mit UV-Licht bestrahlte.
Die Methode funktioniert nach dem sogenannten Sol-Gel-Verfahren. Hier wird eine Mixtur auf Basis eines Stoffs namens Tetraethoxysilan an einigen Stellen UV-Licht ausgesetzt. Dort sinkt lokal der pH-Wert, und Siliziumdioxid – das Grundmaterial von Glas – entsteht und lagert sich aneinander. Anschließend muss das so gedruckte Objekt nur noch in einem Ofen nachbehandelt und verfestigt werden. Da beim Druckprozess keine Bindemittel oder sonstigen Zusätze nötig sind, deren Reste hierbei ausgebrannt werden müssten, verzieht sich die Skulptur nicht.
Das Ganze soll keine Spielerei sein. Wie die Fachleute schreiben, könnte das Verfahren in Zukunft eine präzise Fertigung von Bauteilen für die Photonik oder die Biomedizin ermöglichen, beispielsweise miniaturisierte optische Komponenten.
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