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Naturschutz: GPS-Fallen gegen Schildkröteneier-Diebe

Meeresschildkröten sind streng geschützt und werden trotzdem oft illegal gesammelt, verkauft oder gegessen. Naturschützer begegnen dem nun mit Überwachungstechnik in täuschend echt aussehenden Fake-Schildkröteneiern.
Junge Schildkröten eilen ins Meer

Junge Schildkröten eilen ins Meer

Es gibt wenig anrührendere Anblicke als eine Rasselbande Babyschildkröten auf ihrem lebensgefährlichen ersten Weg: Frisch geschlüpft, müssen sie eilig fort vom Strand und ab ins Meer. Zu viele junge Schildkröten kommen allerdings gar nicht erst so weit, sondern fallen noch im Ei Wilderern oder Tierschmugglern zum Opfer. Die gefährdeten Spezies in Zentralamerika landen nicht selten im Kochtopf, weil die Eier heimlich gesammelt und an Spezialitätenrestaurants und Bars verkauft werden. Die Organisation Paso Pacifico will diesem illegalen Handel nun mit einem Trick entgegentreten: Die Naturschützer haben täuschend echt aussehende Eier aus dem 3-D-Drucker versteckt, die mit GPS-Loggern und Sendern ausgestattet sind. So können sie verraten, welchen Weg die Eierdiebe mit ihrer Beute einschlagen.

Prototypen der »InvestEggator« getauften Schildkrötenei-Dummys hat ein Team um Helen Pheasey von der University of Kent für eine in »Current Biology« erschienene Studie untersucht. Die Forscher platzierten dafür auf vier Stränden in Costa Rica je ein Überwachungsei in 101 Nester unterschiedlicher Schildkrötenspezies und beobachteten mit Fernüberwachungstechniken das weitere Geschehen.

Rund ein Viertel der Eier sind dann tatsächlich gestohlen worden – und den Forschern gelang es, den Weg des Diebesguts aus drei Nestern der Oliv-Bastardschildkröte sowie aus zwei Gelegen der Grünen Meeresschildkröte im Detail zu verfolgen. Zwei GPS-Eier landeten dabei auf einem Privatgrundstück und in einer Strandbar ganz in der Nähe. Dies scheint typisch zu sein für die Art des lokalen Eischmuggels, der, wie schon vermutet wurde, oft nicht weit über die unmittelbare Nachbarschaft der illegal gewilderten Strände hinwegreicht. Das Wissen um meist kurze Schmuggelwege könnte helfen, Aufklärungskampagnen gezielter zu gestalten, hofft Pheasey: Es helfe zu wissen, dass die Konsumenten und die Wilderer häufig vor Ort sitzen, denn so können die Kommunen gezielt in Aufklärung und Strafvollzug geschult werden.

Die »InvestEggator«-Eier könnten, so befürchten die Forscher, bei Wilderern schon aufgeflogen sein: Die Naturschutzorganisation bekam Fotografien eines geöffneten Überwachungseis aus der gut 40 Kilometer von den Stränden entfernten Ortschaft Cariari zugespielt. In Cariari hatte zuvor eines der Eier plötzlich den Sendebetrieb eingestellt.

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