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Im Fokus zwischen Wissenschaft und Kunst
Im Fokus zwischen Wissenschaft und Kunst

© Igor Siwanowicz (Ausschnitt)
© Igor Siwanowicz (Ausschnitt)
Schöne Augen machen | Die Frontalaufnahme eines Weberknechts (Phalangium opilio) zeigt die Augenpartie in einem anderen Licht. Der ungeliebte Kellerbewohner präsentiert hier farbenprächtig seine Linsen an den Kopfseiten sowie Netzhaut und Sehnerven. Diese Ansicht offenbart sich durch eine Projektion der sogenannten Konfokalmikroskopie. Dabei entsteht das Bild unter dem Mikroskop nicht als Ganzes, sondern rastert durch Einzelaufnahmen den Kopf des Weberknechts ab und setzt diese anschließend zum dreidimensionalen Bild zusammen. Die verschiedenen Farben kennzeichnen dabei die Tiefen der einzelnen Schichten. Igor Siwanowicz vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie aus München erzielte mit seiner Aufnahme den ersten Platz bei den Olympus BioScapes Digital Imaging Competitions, die jedes Jahr herausragende Mikroskopiebilder auszeichnet.
© Thomas Deerinck (Ausschnitt)
Kunst im Kopf | Wer hätte gedacht, dass der Hippocampus einer Ratte so schön aussehen kann? Er befindet sich medial im Großhirn und arbeitet als Schaltstation für das limbische System. Die Hauptrollen in diesem Gesamtkunstwerk spielen die Gliazellen in blau, mit den Neurofilamenten in grün und die Zellkerne in gelb gehalten. Das Farbspiel gelang dem Amerikaner Thomas Deerick vom National Center for Microscopy and Imaging Research der University of California. Für diese Ansicht benutzte er ein Widefield-Multiphotonen-Fluoreszenzmikroskop. Die Mikroskopie per Multiphotonanalyse ermöglicht es auch Kontraste in signifikanten Tiefen der Lichtstreuung abzubilden.
© James Nicholson (Ausschnitt)
Farbklecks | Einsam bewegt sich ein Angehöriger der Korallengattung Fungia durch die Meere. Als Pilzkoralle bildet sie keine fest gewachsenen Kolonien, sondern schwebt als "Einzelgänger" durch Flachwasser. Trist und eintönig lebt es sich trotzdem nicht. Ein bisschen Bunt bringt sie selbst ins Leben: Pilzkorallen gibt es in verschiedensten Farben, je nach Spurenelementen und Wasserwerten. Hier zeigen sich ihre orangenen Fühler sichtbar überhöht mit Hilfe einer Technik, die entwickelt wurde, um die Epifluoreszenz auch ohne einen Sperrfilter zu nutzen. Dieser sorgt normalerweise dafür, dass das reflektierte angeregte Licht der Pilzkoralle nicht in die Linse gelangt, sondern lediglich die Fluoreszenz des Objekts.
© Wolfgang Bettighofer (Ausschnitt)
Lebensgemeinschaft | Ein lebender Diatomeenfächer (Licmophora juergensii) trifft auf einer Rotalge (Polysiphonia fibrillosa) eine Algenlaus (Cocconeis) und eine fädige Kolonie von Cyanobakterien. Die Licmophorazellen bewegen sich fort, bis sie einen ideal beleuchteten Platz finden. Sitzen sie im rechten Licht, geben sie den Platz so schnell nicht mehr auf: Die Fächer produzieren einen klebrigen Stängel, mit dem sie sich am Untergrund festhalten. Das nette Zusammenspiel im Boddenbrackwasser komponierte Wolfgang Bettighofer aus Kiel.
© M. Reza Dadpour (Ausschnitt)
Innere Werte | Hier zeigt eine Knospe der gelben Tribulus-Pflanze ihre Organanlage. Das Gewächs befindet sich schon am Ende seiner Entwicklung. Das Bild stammt von dem Iraner M. Reza Dadpour, der es durch Auflichtmikrokopie aufnahm und anschließend aus vielen Einzelschichten zusammenfügte.
© Jerzy Gubernator (Ausschnitt)
Schraubenalgen | Durch polarisiertes Licht schaffen hier Spirogyra ein scheinbar modernes Kunstwerk. In der Realität treten sie häufig im Frühjahr in ruhigen Gewässern als frei schwebende, fädige, hellgrüne "Watte" auf. Ihren Namen erhalten sie von ihren Chloroplasten, die spiralförmig gewunden sind. In der Natur geben sie sich als Lebenskünstler, die auf Kosten der Umgebung leben: Sie nutzen bei Kohlendioxidmangel einfach Hydrogenkarbonat in der Fotosynthese, was ihre Umgebung jedoch höchst basisch werden lässt.
© Igor Siwanowicz (Ausschnitt)
Kleine Libelle ganz groß | Als optischer Räuber liegt der Fokus der Becher-Azurjungfer (Enallagma cyathigerum) hier passend auf dem Auge der blauen Kleinlibelle. Die abgebildete kristallartige Architektur entspricht einem Bildausschnitt von realen 0,6 mal 0,8 Millimeter. Die Projektion entstand durch das Aufeinanderlegen von mehreren Aufnahmen aus der Konfokalmikroskopie.
© Jan Michels, Census of Marine Life (Ausschnitt)
Fußabdruck | Auch ohne schönes Schuhwerk zieht dieser Widderbock alle Blicke auf sich. Die Seitenansicht zeigt detailliert die haftfähigen Tarsen eines Käferbeins. Unter dem Mikroskop ergab sich diese eindrucksvolle Aufnahme mit Hilfe von Autofluoreszenz.
© Yanping Wang (Ausschnitt)
Bonbons | Wie eine Auslese von Süßigkeiten mutet das Bild an. In Wahrheit zeigt es aber Samen von Wildblumen in Hellfeld-Reflexionslicht, die über ihre Normalmaße vergrößert wurden.
© Laurie Knight (Ausschnitt)
Falscher Vogel | Endlich kann auch mal ein kleiner Rüsselkäfer (Curculio nucum) als Vogel getarnt Goliath spielen. Ganz groß raus kam der Haselnussbohrer durch die Episkopbeleuchtung, bei der das Licht im Mikroskop durch die Linse einfällt.
Manchmal scheint die Realität zwischen Kunst und Wissenschaft zu verschwimmen. Gerade im Bereich der Mikroskopie ergeben sich fantastische surreale Bilder. Damit diese nicht in den Schubladen der Forscher verschwinden, prämiert die Olympus BioScape Digital Imaging Competition jedes Jahr die beeindruckendsten Aufnahmen.
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