Sternentstehung: Ein kosmischer Tornado im Chamäleon

Eine Frage der Perspektive
Im Sternbild Chamäleon, etwa 625 Lichtjahre von uns entfernt, beobachtete das Weltraumteleskop James Webb das Herbig-Haro-Objekt HH 49/50 im Infraroten. Wegen seiner Form in kleineren Teleskopen trägt HH 49/50 auch den Spitznamen »kosmischer Tornado«. Solche leuchtenden Gaswolken entstehen durch junge Sterne, die noch von einer dichten Scheibe aus Gas und Staub umgeben und nur wenige hunderttausend Jahre alt sind. Von dieser Akkretionsscheibe gehen in Richtung der Rotationspole des Sterns heiße Gasstrahlen aus, die sich mit hoher Geschwindigkeit bewegen. Treffen die geladenen Partikel dieser Jets auf das umgebende interstellare Medium, so werden sie abgebremst, Stoßwellen entstehen und das Gas wird zum Leuchten angeregt. Dieses Bild zeigt die Emission des angeregten Gases im Infraroten, die das JWST in fünf eng begrenzten Spektralbereichen zwischen 200 und 770 Mikrometern (millionstel Meter) aufnahm.
An der Spitze des Herbig-Haro-Objekts ist in Rot und Blau eine weit entfernte Galaxie im Hintergrund zu sehen, von der uns viele Millionen Lichtjahre trennen. Dieser helle Lichtpunkt ist also nicht, wie man zuerst denken könnte, der junge Zentralstern des Objekts. Dieser befindet sich außerhalb dieses Bilds in der linken unteren Ecke. Benannt sind die Herbig-Haro-Objekte nach dem US-amerikanischen Astronomen George Herbig (1920–2013) und seinem mexikanischen Kollegen Guilliermo Haro (1913–1988), die unabhängig voneinander in den 1940er Jahren erstmals solche Objekte beschrieben.
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