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Feinster Stoff: Königlich gefärbte Bibelwolle

Schon zu biblischen Zeiten haben Herrschereliten mit purpurfarbener Kleidung Status signalisiert: Andere konnten sich das gar nicht leisten. Nun finden Archäologen Wollreste als ältesten Beleg aus biblischer Zeit.
Purpurfaden aus altem Statusgewand

Purpurfaden aus altem Statusgewand

Ein Gewand aus diesen purpurnen Fäden hat ziemlich sicher einmal ein hoher Würdenträger angehabt – an der Levante zu biblischen Zeiten der Könige David und Salomon vor rund 3000 Jahren. Zu dieser Vermutung kommen israelische Archäologen, die einen aus den gefärbten Wollfäden gewebten Stoffrest bei Ausgrabungen im Timna-Tal entdeckt haben. Der mit Radiokarbonanalysen datierte Stoff ist der älteste Beleg für den Gebrauch von Purpurfarbstoffen in der Eisenzeit an der Levante. Solche Farbstoffe waren rar, teuer und exklusiv den Herrschereliten der Zeit vorbehalten, weil sie nur mit enormem Aufwand aus dem Drüsensekret von Purpurschnecken gewonnen wurden.

Der Gebrauch von Purpur als Statusfarbe für hohe Priester und Herrscher ist aus jüdischen und christlichen Texten für das erste Jahrtausend vor der Zeitenwende gut belegt. Auf dem Gebiet des heutigen Israels und Palästinas hatte man aber bislang noch keine direkten Nachweise von purpurgefärbter Kleidung aus der Eisenzeit gefunden. Belegt sind nur gehäufte Schneckenschalen und Gruben, die bei der Herstellung des Farbstoffes in Gebrauch waren.

Die Ausgrabungen bei Timna haben eine ganze Rehe von noch erkennbar gefärbten Textilresten zu Tage gefördert: Das extrem trockene Klima vor Ort hat sie ähnlich gut konserviert wie etwa die Qumran-Schriftrollen, die in Höhlen am Toten Meer gefunden worden waren. In Timna graben die Forscher in den »Sklaven-Hügeln«: Hier arbeiteten vor rund 3000 Jahren Arbeiter in Kupferschmelzen. Die Forscher identifizieren den Ort als mögliches Hightech-Zentrum des in der Bibel erwähnten Königreiches von Edom im Süden des alten Israels. Wissenschaftlich belegt ist bislang eine Nomadenkultur ohne größere Tempel oder Herrscherbauten auf dem Gebiet in der späten Eisenzeit. Es sei durchaus denkbar, dass die Eliten solcher Nomadenkulturen ihren Status nicht durch imposante Bauwerke, sondern etwa durch aufwändig und exklusiv gefärbte Kleidung ausdrückten, spekulieren die Forscher um Erez Ben-Yosef von der Universität Tel Aviv im Fachmagazin »PLoS ONE«.

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