Menschenleere: Traumhafter Strand auf Hawaii

Dösende Mönchsrobbe
Weniger ist manchmal mehr. Das alte Sprichwort bewahrheitete sich 2020, als die Hanauma Bay auf Hawaii für Besucher geschlossen wurde. Sonst ein Schnorchelparadies für rund eine Million Gäste pro Jahr, gab es plötzlich keinen Menschen mehr weit und breit – die Coronapandemie hatte die Welt fest im Griff und gönnte dem Riff eine Pause. In jener Phase und im Anschluss daran untersuchten Biologen und Biologinnen um Elizabeth Madin von der University of Hawai'i at Mānoa, ob und wie das Ökosystem der Bucht auf die »Anthropause« reagierte. Die Änderungen seien, wie die Fachleute in der Zeitschrift »npj Ocean Sustainability« berichten, gravierend gewesen: Das Wasser wurde klarer, Fische waren aktiver und die gefährdete Hawaii-Mönchsrobbe kehrte häufiger als zuvor an die Strände zurück (im Bild oben döst ein Exemplar von Neomonachus schauinslandi).
Über einen Zeitraum von sieben Monaten war die Hanauma Bay gesperrt. In dieser Phase habe sich das dortige Ökosystem auffallend schnell regeneriert, so die Wissenschaftler. Aus ihren Erkenntnissen ließen sich Ideen für einen nachhaltigen Tourismus ableiten. Denn Orte wie die Hanauma Bay auf Hawaii seien auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. »Eine Begrenzung der Besucherzahlen in Riffen – insbesondere solchen Riffen, die derzeit nicht reguliert sind – könnte dazu beitragen, verlorene ökologische Funktionen wiederherzustellen«, erklärt Madin in einer Pressemitteilung ihrer Universität.
Vor der Pandemie hatten bis zu 3000 Menschen pro Tag die Bucht besucht, seither sind täglich nur noch ungefähr 750 Menschen zugelassen. Für die Mönchsrobbe sind es dennoch zu viele, sie verdrückt sich wieder häufiger. Die Fische hingegen tauchen in gleicher Zahl im Riff auf wie zu Pandemiezeiten. Allerdings putzen die Papageienfische weniger oft das Riff von Algen frei als während der »Anthropause«. Darunter leide das dortige Ökosystem.
Der Schutz der Ökosystems muss laut Madin dennoch nicht auf Kosten der Wirtschaft gehen. »Der Rifftourismus bringt jedes Jahr Milliarden von Dollar ein, sowohl weltweit als auch hier in Hawaii.« Untersuchungen würden zeigen, dass viele Besucher mehr zu zahlen bereit seien, um eine intakte Natur zu erleben. »Das bedeutet, dass wir die Überfüllung der Riffe möglicherweise reduzieren und trotzdem die Tourismusindustrie und alle, die von ihr abhängen, unterstützen können – wenn wir es klug anstellen.«
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