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Neandertaler: Gar nicht mal so anders

Der moderne Mensch und sein ausgestorbener Verwandter sahen sich wohl ähnlicher, als ihre Schädel vermuten lassen. Das zeigt dieses rekonstruierte Gesicht einer Neandertalerin.
Die Rekonstruktion von »Shanidar Z«

Die Rekonstruktion von »Shanidar Z«

Ein stark ausgeprägter Stirnwulst, ein fliehendes Kinn sowie eine hervorstehende mittlere Gesichtspartie – hält man die Schädelknochen eines Neandertalers und eines modernen Menschen nebeneinander, so ist kaum vorstellbar, dass sich beide nahe genug standen, um gemeinsame Nachkommen zu zeugen.

Doch diese Rekonstruktion des Gesichts einer wahrscheinlich etwa 45-jährigen Neandertalerin zeigt: So unähnlich scheinen sich die beiden gar nicht gewesen zu sein, trotz der unterschiedlichen Schädelmerkmale. Die Überreste der Frau, die vor rund 75 000 Jahren starb, entdeckten Paläoanthropologen 2018 bei Ausgrabungen in der Shanidar-Höhle im Nordirak. Vermutlich betteten Neandertaler hier ihre Toten zur letzten Ruhe, weshalb der Ort als einer der wichtigsten Fundplätze für die Erforschung der vor etwa 40 000 Jahren ausgestorbenen Menschenform gilt.

Die Wissenschaftler bargen den platt gedrückten und in hunderte Fragmente zersplitterten Schädel, indem sie die Knochen samt der Erde aus dem Boden schnitten. Mittels Computertomografie durchleuchteten sie die einzelnen Blöcke anschließend an der University of Cambridge, bevor sie jedes einzelne Knochenstück herauslösten, reinigten, stabilisierten und schließlich den »Shanidar Z« genannten Schädel wieder zusammensetzten.

Mittels 3-D-Drucker stellten die bekannten niederländischen Paläokünstler Adrie und Alfons Kennis eine genaue Kopie des Schädels her und ergänzten Fehlstellen. Dann trugen sie Gewebe auf und überzogen es mit einer künstlichen Hautschicht. Den Interpretationsspielraum, der sich bei solchen Rekonstruktionen auftut, nutzten die beiden Experten, um der Frau einen ruhigen, zugänglichen Ausdruck zu verleihen und so gezielt die Nähe zu ihren heute noch lebenden Verwandten zu betonen.

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