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Palmölplantagen: Die Rückkehr der Arten

Weil weltweit der Bedarf an Palmöl hoch ist, wird Regenwald gerodet und damit die Heimat vieler Spezies vernichtet. Ein Experiment zeigt nun: Es geht auch beides – eine Palmölplantage mit hoher Artenvielfalt, die gute Erträge abwirft.
Palmplantage mit lokalen Gewächsen aus der Luft auf der Insel Sumatra.

Palmplantage mit lokalen Gewächsen

Weltweit roden Menschen tropischen Regenwald, um auf den frei gewordenen Flächen Rinderherden grasen zu lassen oder Ölpalmen zu pflanzen. Die Folge: Weniger Tier-, Pflanzen- oder Pilzarten tummeln sich in den abgeholzten Gebieten; die Artenvielfalt nimmt großen Schaden. Aber wäre denn beides möglich – eine ergiebige Palmölplantage mit ausreichend großer Biodiversität –, fragte sich ein Forscherteam um Delphine Clara Zemp von der Universität Neuchâtel und der Universität Göttingen. Wie die Fachleute nun mit einem Experiment auf der indonesischen Insel Sumatra zeigen konnten, sind beide Bedingungen erfüllbar. Um das ursprüngliche Ökosystem einigermaßen wiederherzustellen, pflanzten sie zwischen den Palmen einer Plantage lokale Baumarten und stellten fest: Im Lauf von fünf Jahren erhöhte sich die Artenvielfalt, und die Palmen lieferten weiterhin gute Erträge.

Für ihren Versuch, den sie im Fachblatt »Nature« vorstellten, legten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer Plantage auf Sumatra 52 Bauminseln an. Die Ölpalmen stehen dort auf einer Fläche von 140 Hektar, die Bauminseln bedeckten davon ungefähr 2,8 Hektar. Zu den sechs angepflanzten Arten gehörten Hülsenfrüchtler wie Parkia speciosa, auch als Gestankbohne bekannt, oder Jengkol (Archidendron jiringa), der Durianbaum (Durio zibethinus) oder die malvenartige Shorea leprosula.

Anfangs ging die Forschungsgruppe davon aus, dass der Ertrag der Ölpalmen zurückgehen würde, da sie nun mit den Bauminseln um Wasser und Nährstoffe konkurrieren müssten. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Produktivität der Palmen verschlechterte sich nicht. Durch die Bauminseln erhöhte sich allerdings die Artenvielfalt. Dazu prüften die Forschenden die Zahl und Art an Pflanzen, Vögeln, Fledermäusen sowie Insekten und Mikroorganismen im Boden. Ebenso untersuchten sie den Zustand von Wasser-, Kohlenstoff- und Nährstoffkreislauf.

Ihr Fazit: Mit Hilfe solcher Bauminseln können Ökosysteme rekonstruiert werden. Allerdings, so mahnen die Fachleute in einer Pressemitteilung der Universität Göttingen, sollten die Ergebnisse »nicht dazu führen, dass die Erhaltung der tropischen Wälder, die eine unersetzliche Artenvielfalt beherbergen, gefährdet wird«. Es sei weiterhin unerlässlich, die Rodung von Regenwald zu beenden. Denn: Weltweit bedecken Palmölplantagen bereits eine Fläche von 21 Millionen Hektar. Die Anbaugebiete befinden sich vor allem in Malaysia und Indonesien, wo meist Tropenwälder den Plantagen weichen mussten.

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