Planetarischer Nebel: Ein kosmisches Insekt

Gemini-South-Teleskop fotografiert den Schmetterlingsnebel
Er zählt zu den spektakulärsten Objekten in der Milchstraße: der rund 2500 bis 3800 Lichtjahre von der Erde entfernte »Schmetterlingsnebel« NGC 6302 im Sternbild Skorpion. Anders als bei vielen Planetarischen Nebeln, die häufig eine runde, symmetrische Form haben, breitet sich das leuchtende Gas hier in Form von »Flügeln« weit in das interstellare Medium aus. Die »Spannweite« des Schmetterlings beträgt immerhin mehrere Lichtjahre.
Derartige Nebel sind das Relikt eines längst vergangenen, einst sonnenähnlichen Sterns. Als Roter Riese, der sich auf etwa das 1000-Fache des Sonnendurchmessers aufblähte, stieß dieser am Ende seines Lebens vor ungefähr 2000 Jahren seine äußeren Hüllen ab – zu Beginn noch recht gemächlich und entlang seiner Äquatorebene. So entstand dort eine dichte, torusförmige Staub- und Gasstruktur, die noch bis heute sichtbar ist. Nach dieser ersten Phase des Massenverlusts folgten heftigere und schnellere »Windstöße«, die entlang der Polachsen des Sterns austraten. Mit unglaublichen Geschwindigkeiten von mehr 830 Kilometern pro Sekunde (drei Millionen Kilometern pro Stunde) brachen diese durch das langsamere Material und schufen ein Bild aus wolkigen Berglücken und Säulen in den markanten Strukturen der Flügel.
Vom Weltraumteleskop Hubble zunächst unentdeckt, konnte erst die verbesserte Wide Field Camera 3 an Bord von diesem das lichtschwache Zentralobjekt im Nebel identifizieren: einen extrem heißen Weißen Zwerg mit rund zwei Dritteln der Sonnenmasse und einer Oberflächentemperatur von mehr als 250 000 Grad Celsius – damit gehört er zu den heißesten seiner Art. Seine intensive Strahlung heizt die ihn umgebenden Gashüllen auf Temperaturen jenseits von 20 000 Grad auf. Die auf diese Weise ionisierten Gase lassen die Flügel hell aufleuchten.
Die Aufnahme des Gemini South Observatory kombiniert optische Aufnahmen zu einem Farbkomposit. Rot markiert angeregten Wasserstoff, Blau Spuren von Sauerstoff, hinzu kommen Stickstoff, Schwefel und Eisen. Die einstigen Fusionserzeugnisse sind nun Teil eines Rohstoffvorrats, aus dem sich wiederum künftige Sterne und Planetensysteme bilden werden.
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