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Radioastronomie: Blick in das »Auge von Sauron«

Mittels hochauflösender Radiobeobachtungen konnte man direkt ins Herz eines Blazarjets schauen, der von einem extrem massereichen Schwarzen Loch gespeist wird.
Eine wissenschaftliche Abbildung zeigt den Blazar-Jet PKS 1424+240. Die Darstellung ist in leuchtenden Orange- und Gelbtönen gehalten, die spiralförmig angeordnet sind und auf eine dynamische Bewegung hinweisen. Der Hintergrund ist schwarz, was den Kontrast verstärkt. Oben im Bild steht der Text "PKS 1424+240 Blazar Jet", und unten rechts ist eine Skala mit "10 pc" angegeben. Die Abbildung veranschaulicht die Struktur und Dynamik eines Blazar-Jets im Weltraum.

Auge in Auge mit der Galaxie PKS 1424+240

Nicht immer geht es in der Wissenschaft bierernst zu, manchmal werden dort auch Scherze eingebaut. So bei der aktiven Galaxie PKS 1424-240, die in der professionellen Zeitschrift »Astronomy & Astrophysics« als das »Auge von Sauron« bezeichnet wird. Benannt ist sie nach dem fiktiven Oberbösewicht in der Herr-der-Ringe-Trilogie von J. R. R. Tolkien.

In Wirklichkeit ist das unheimlich wirkende Gebilde eine Radiowellenkarte bei einer Frequenz von 15 Gigahertz, aufgenommen mit den weltweit verteilten Teleskopen des Very Long Baseline Array (VLBA). Dafür wurden die Teleskope über Kontinente hinweg so zusammengeschaltet, dass sie wie eine Antenne annähernd von der Größe der Erde funktionieren. Dadurch lässt sich eine extrem hohe räumliche Auflösung im Bereich der Radiowellen erreichen.

Das Bild zeigt einen direkten Blick in das Innere eines Jets einer hochaktiven Galaxie. Dieser Gasstrahl entsteht durch die Einwirkung eines extrem massereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Welteninsel. Zufälligerweise blicken wir praktisch exakt in den Strahl hinein, sodass er uns besonders radiohell erscheint. Ein solches Objekt wird als Blazar bezeichnet, bei anderen Blickwinkeln erscheint eine solche aktive Galaxie als Quasar und ist weniger hell.

In der Radiokarte wird die Polarisation der Radiowellen wiedergegeben, das heißt, die Radiowellen schwingen entlang einer Vorzugsrichtung. Aus diesen Informationen lässt sich dann auf das Magnetfeld des Jets zurückschließen. Die Feldlinien erscheinen hier als schwarze, annähernd konzentrische unregelmäßige Kreise. Wahrscheinlich hat das Magnetfeld eine spiralige oder ringförmige Struktur und bündelt dadurch das Gas im Jet, das dabei Radiostrahlung abgibt.

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