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Sieben Monate in der Luft

Sieben Monate in der Luft

Sieben Monate in der Luft

Energiemangel durch zu wenig Schlaf macht gereizt, reduziert die Konzentrationsfähigkeit und begünstigt die Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen  –  beim Menschen. Und auch Tiere bräuchten eigentlich die Balance zwischen Aktivität und Ruhephase. Der Alpensegler (Tachymarptis melba) widerspricht diesem Dogma: Er schläft und isst, während er fliegt  –  und das sieben Monate ununterbrochen. Dies haben Forscher um Felix Lietchi vom Schweizer Ornithologischen Institut jetzt beobachten können.

Für ihre Studie statteten die Ornithologen sechs Alpensegler in der Schweiz mit winzigen Geräten aus, die sowohl die Position der Segler als auch deren Aktivität aufzeichnen sollten. Ihr Vogelzug begann in der Schweiz und führte über Europa bis nach Westafrika. Drei von ihnen kehrten im darauf folgenden Jahr zur Brutzeit über Nordafrika und Südspanien in die Schweiz zurück. Die Forscher lasen aus den gewonnenen Daten tagsüber eine permanente starke Flügelschlagaktivität heraus, weshalb sie ausschließen nkönnen, dass die Tiere irgendwo rasteten. Nachts verringerte sich diese Aktivität, aber nur weil sich die Alpensegler nun immer wieder im Gleitflug fortbewegten. Diese "Luftruhe" sei eine Art Schlaf, vermuten die Forscher. Auch die Nahrungsaufnahme erfolgt während des Flugs. Segler ernähren sich von winzigen Insekten in der Luft  –  dem so genannten "Luftplankton". Und selbst die Paarung der Alpensegler geschieht losgelöst von festem Grund. Nur zur Brut selbst müssen sie sich niederlassen.

Schon zuvor haben Forscher beobachtet, dass sich die verwandten Mauersegler (Apus apus) nur beim Nisten und der Aufzucht des Nachwuchses auf soliden Untergrund begeben. Zudem konnte bislang kein Beobachter je einen Segler auf Bäumen, Felsen oder Stroomleitungen im afrikanischen Winterquartier feststellen. Bisher fehlten jedoch die Beweise, dass sie sich stets in der Luft aufhalten. Diese kontinuierliche Fortbewegung war bisher nur von Meeressäugern wie Delfinen bekannt. Ihre Hirnhälften wechseln sich beim Schlafen ab. Diesen so genannten unihemispherischen Schlaf vermuten die Forscher um Lietchi auch beim Alpensegler.

Nature communications 10.1038/ncomms3554, 2013

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